Ihren Namen erhielt die FXP-Szene von einer Besonderheit einiger Server. Die Funktion FXP ermöglicht es, Dateien direkt zwischen zwei Netzwerken innerhalb zu übertragen, ohne dass sie den Weg über den heimischen Rechner gehen müssen. Da die Übertragungsgeschwindigkeiten von Servern in der Regel um ein vielfaches höher sind als die privater Computer, bedeutet dies einen enormen Geschwindigkeitsvorteil.
Das Kopieren von Dateien per FXP wurde daher rasch als „flashen“ bezeichnet, da sich Schwarzkopien damit wahrhaft „blitzschnell“ verbreiten ließen. Ein Film, der normalerweise Stunden bräuchte um auf einem Server gespeichert zu werden, kann in nur wenigen Minuten von einem Server zum nächsten „geflasht“ werden. Dank dieser Technik verbreiten sich Schwarzkopien innerhalb der FXP-Szene rasend schnell.
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Anzeige | Gesponserte AngeboteSo hat sich eine Szene entwickelt, die ihren Mitgliedern das Tauschen von brandneuen Schwarzkopien ermöglicht, dabei aber leichter zugänglich ist als die Release-Szene. Die Anforderungen an einen Bewerber hinsichtlich der technischen Kenntnisse und Fertigkeiten sind weitaus geringer. Zwar werden Neuankömmlinge auch hier kritisch beäugt und oft wird als Bewerbung zunächst einmal ein gewisser Upload von Dateien gefordert, um zu beweisen, dass man aktiv zur Szene beitragen möchte. In manche Boards und Crews gelangt man, wie bei den großen Vorbildern auch, nur durch Empfehlungen. Die Hürden, in die Welt der Schwarzkopien aktiv einzutreten, sind jedoch bei weitem nicht mehr so hoch wie bei den Release Groups. Zudem kann man den kleineren FXP-Crews auch leichter beitreten als den großen, etablierten Namen der Szene. Wie in der Berufswelt des „realen“ Lebens, steigen die Chancen aufgenommen zu werden, je mehr Erfahrungen man gesammelt hat und je mehr Referenzen, also bisherige Mitgliedschaften, man bei einer Bewerbung vorweisen kann.
FXP Gruppen
Zahlenmäßig ist die FXP-Szene der Cracker-Szene deutlich überlegen. Es gibt weitaus mehr FXP-Gruppen als Cracking Groups. Völlig selbstständig kann die Szene allerdings nicht funktionieren.
Um an die neusten Warez heranzukommen, muss ein Kontakt zur Release-Szene bestehen. Überschneidungen sind hier aber durchaus vorhanden. Manche Mitglieder von Release Groups haben Freunde im FXP-Bereich oder jemand ist in beiden Bereichen aktiv. So gibt es zum Beispiel einige Mitglieder der FXP-Szene, die über einen der begehrten Zugänge zu einem FTP-Server der Release-Szene verfügen. Durch sie gelangt quasi jede Schwarzkopie ohne nennenswerte Zeitverzögerung auf weitere Server. Die Mitglieder der FXP-Crews haben darauf nur gewartet. Sie beginnen sofort, die Dateien „weiterzuflashen“. Wie eine Lawine verbreitet sich eine Schwarzkopie so in rasender Geschwindigkeit auf unzählige Quellen im Netz. Die Dateien können nun, je nach Art des Servers und der Anzahl der davon herunterladenden Nutzer, von allen Interessierten mit hoher Geschwindigkeit auf den heimischen PC „gesaugt“ werden.
Die Mitglieder der FXP-Szene sind zumeist Internetnutzer, die von der geheim und elitär erscheinenden Welt der Schwarzkopien fasziniert sind und ein aktiver Teil von ihr sein möchten. Es reicht ihnen nicht, nur ein einfacher Downloader in den Tauschbörsen zu sein. Sie möchten stattdessen aktiv an der Verbreitung von Schwarzkopien teilhaben. Manche sind jedoch auch einfach nur verärgert über die im Vergleich zu FTP-Servern recht langsamen Download-Geschwindigkeit der Filesharing-Tools oder wollen die begehrte Software noch etwas eher als der Gelegenheitskopierer auf ihre Festplatte laden können.
Nach dem Ende der ersten Generation der Schwarzkopierer spaltete sich also die bis dahin recht homogene Szene auf. FTP-Server wurden zum Verbreitungsweg Nr. 1. Die FXP-Szene entstand und Webwarez führten ein intensives, wenngleich auch kurzes Leben. Nach dem Ende der Webwarez erlebten die Filesharing-Programme einen bis heute anhaltenden Boom. Viele ehemalige Webwarez-Nutzer wandten sich aber auch der FXP-Szene zu, die erst dadurch ihren heutigen Einfluss erlangen konnte. Schwarzkopien wandelten sich vom Hobby einiger Computer-Freaks zu einem Massenphänomen.