von Anna von Hagenow
Heutzutage ist es nicht mehr schwer, die breite Masse auf sich aufmerksam zu machen. Online-Videoportale wie YouTube, Clipfish oder MyVideo machen es jedem leicht, sich weltweit im Netz zu präsentieren.
Virale Effekte können dafür sorgen, dass man über Nacht berühmt wird, indem man tausende von Nutzern für sich gewinnt und das Video mittels einer Art Mundpropaganda weiterkommuniziert wird.
Klickzahlen sind ein Indikator für den Erfolg eines Videos. Doch nicht jedes eingestellte Video wird beachtet und löst diesen viralen Effekt aus. Um sich in die Riege der „Most Successful“ Videos einreihen zu können, sind Klickzahlen im siebenstelligen Bereich und eine effektive Verbreitung durch Empfehlungen erforderlich.
Klickzahlen als Erfolgsfaktor
Der Hype, schnell berühmt zu werden, hat sich in den letzten Jahren stetig verstärkt. Die Anzahl und Beliebtheit von Castingshows, die am laufenden Band produziert und im Fernsehen ausgestrahlt werden, verdeutlichen, dass immer mehr Personen den Drang verspüren, mit allen Mitteln und Wegen quasi über Nacht berühmt zu werden. Dass der Erfolg im Falle eines Sieges nicht lange anhält, scheint die Teilnehmer nicht weiter zu interessieren.
Wer den Weg über das Medium Fernsehen scheut, hat die Möglichkeit, einen Selbstversuch übers Internet zu starten. Immer mehr Privatpersonen stellen selbstgedrehte Videos ins Netz. Alleine auf YouTube werden täglich ca. 65.000 neue Videoclips hochgeladen. Wenigen von ihnen gelingt es jedoch, sich viral zu entwickeln.
DJ der guten Laune
Im Sommer 2010 wurde ein privates Video ins Netz gestellt, in dem ein grauhaariger Mann um die Fünfzig hinter einem Mischpult stehend völlig euphorisch zu einem Lied von David Guetta tanzt. Folge dieser zufälligen Veröffentlichung waren unter anderem ein Werbe- sowie ein Plattenvertrag.
Lynne und Tessa
… sind ein gutes Beispiel, wenn es um den Erfolg von selbstgedrehten Internetvideos geht. Die beiden Abiturientinnen aus Frankfurt haben es durch YouTube geschafft, mit der Lippensynchronisation von Hits wie „Barbie Girl“ oder Songs von Ricky Martin bekannt zu werden. Ihre Videos verzeichnen über 16 Millionen Klicks. Dieser Erfolg zog Interviews in TV und Radio nach sich. Das Duo erhielt zahlreiche Fanpost und gründete seinen eigenen Fanshop.
Andy McKee’s Guitar Drifting
Auch der bei dem Label „Candy Rat Records“ unter Vertrag stehende Fingerstyle-Gitarrist Andy McKee verdankt der Videoplattform YouTube große Erfolge. Ein einzelner seiner Clips wurde insgesamt über 39 Millionen Mal aufgerufen. Mit seinen Songs ging er auf Welttournee.
Puppenspieler René Marik
… wurde mit seiner Maulwurf-Handpuppe bekannt, die närrisch laut nach Rapante (statt Rapunzel) schreit, nachdem ein Zuschauer einen Teil seines Puppenspiels filmte und online stellte. Seitdem tourt der Puppenspieler mit seiner Vorstellung quer durch Deutschland und verwöhnt sein Publikum mit schräger Comedy. Neben zwei erfolgreichen DVDs hat er es außerdem zu einem Auftritt im RTL-Samstagabend-Programm geschafft. Anhänger seiner Kunst gründeten sogar Groups in Facebook.
Money Boy
Rapper Money Boy fing im Jahr 2010 an, ungewöhnliche Hip-Hop-Videos ins Netz zu stellen. Seine Clips erfreuten sich besonders bei jungen Usern großer Beliebtheit. Sein erster Song „Dreh den Swag auf“ wurde bisher über 14 Millionen Mal allein auf YouTube angeklickt. Durch diesen Hype wurde Deutschrapper Sido auf den Sänger aufmerksam und es kam zur Unterzeichnung eines Plattenvertrags bei Sony BMG.
Werbekampagnen
Nicht nur Privatpersonen nutzen einschlägige Videoplattformen, um sich ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Unternehmen haben mittlerweile in dieser Form der Kommunikation einen effektiven Werbekanal für sich entdeckt und verwenden diesen für virale Marketing-Kampagnen. Die folgenden Videos haben ihren Werbezweck erfolgreich erfüllt:
Planemob
Im Spot des Fluganbieters ist eine Familie zu sehen, die während eines Fluges zur Kommunikation Pappschilder verwendet. Allein anhand der Schilder unterhalten sich Eltern und Kinder quer durch das Flugzeug. Diese Situation soll die Nachteile der „Freien Sitzplatzwahl“ widerspiegeln, die bei der Fluggesellschaft easyJet angeboten wird.
Am Ende des Spots wird klar, dass es sich um einen Werbeclip der konkurrierenden Fluggesellschaft Germanwings handelt. Das Video wurde vielfach getwittert und auf vielen Blogs sowie zahlreichen Videportalen dupliziert.
Horst Schlämmer Fahrschule
Mehrere Videos zeigen Hape Kerkeling in seiner Rolle als Horst Schlämmer in diversen Fahrstunden. Zusammen mit seinem Fahrlehrer tourt er in einem Golf durch die Stadt. Das ganze Szenario wird durch seine komödiantischen Fähigkeiten abgerundet.
Doch erst viel später wird die Werbeabsicht des Autokonzerns VW deutlich. Die Resonanz der User war aufgrund der zunächst versteckten Werbung geteilt. Trotzdem verzeichneten die Videos damals schon über 1,1 Million Views.
Paul Potts singt mit 1000 Leipzigern zum Tag des Mauerfalls
Im November 2009 rief die Telekom aufgrund des 20-jährigen Jubiläums des Mauerfalls zu einer Flashmob-Aktion im Leipziger Bahnhof auf. Die Aktion wurde gefilmt und auf YouTube veröffentlicht.
Zu sehen ist, wie über 1.000 Menschen Beethovens „Ode an die Freude“ anstimmen. Zur Überraschung der Teilnehmer betritt Paul Potts, Gewinner der Talentshow „Britain’s Got Talent“, die Bühne und schließt sich der Aktion an. Das YouTube-Video wurde bereits über 1,5 Millionen Mal angeklickt und erfreut sich immer noch großer Beliebtheit.
Will It Blend? – iPhone 4
Tom Dickson, CEO der amerikanischen Firma Blendtec, zeigt in seinen Videos, wie er in den firmeneigenen Mixern unterschiedliche Gegenstände auf ihre Widerstandsfähigkeit testet. Besonders Produkte der Firma Apple haben es ihm angetan. Vor laufender Kamera schreddert er iPhones und iPads. Sein Slogan lautet „Will It Blend?“. Dieser Satz zählt zu den bekanntesten Werbesprüchen in den USA. Der Erfolg verhalf Tom Dickson sogar zu einem Auftritt bei Jay Leno. Die Werbeaktion von Blendtec zählt zu den weltweit erfolgreichsten viralen Marketing-Kampagnen.
NSFW. A hunter shoots a bear!
Um sich von der breiten Masse abzuheben, bedarf es heutzutage jedoch etwas mehr, als nur ein lustiges Video ins Netz zu stellen. Kreative Ideen sind daher unverzichtbar. Im August 2010 startete Tipp-Ex eine virale Kampagne, in der es dem User ermöglicht wird, interaktiv ins Geschehen einzugreifen. Der Inhalt des Spots ist simpel: Ein Camper trifft im Wald auf einen Bären. Der User muss entscheiden, was nun geschieht. Von Schmusen bis Töten ist alles möglich.
Neu ist in diesem Zusammenhang auch die Einbindung der YouTube-Oberfläche. Der Camper greift aus dem Bild heraus nach einem Tipp-Ex-Roller, welcher in dem Werbebanner neben dem eigentlichen Video abgebildet ist und übermalt das Wort „shoot“ in der Überschrift des Videos. Diese neuartigen Elemente bescherten dem Video über 17 Millionen Aufrufe.
The Desperados Experience
Auch der Getränkehersteller Heineken nutzt die Interaktivität sowie die äußerst kostspielige Einbindung der YouTube-Oberfläche für die Vermarktung seines Produkts „Desperados“. In diesem Spot wird die komplette YouTube Website während einer Party zerstört. Das Video verzeichnet aktuell über 2 Millionen Aufrufe.