Der Markt für Social Media Monitoring in den USA ist nicht nur anders, sondern in vielen Punkten auch inkompatibel zum deutschen Markt. Viele der führenden Tools in den USA haben sich auf dem deutschen Markt nicht etablieren können. Dies liegt nicht zuletzt an den sprachlichen Unterschieden.
Die meisten dieser Tools decken oft nur englischsprachige Social-Media-Quellen ab und können für ein professionelles Monitoring in Deutschland nicht verwendet werden. Die bekannte Applikation Radion6 beispielsweise kommt in Deutschland eher selten zum Einsatz. Die Heterogenität der beiden Märkte zeigt sich bereits bei der Begriffsnutzung. Während sich in Deutschland die Begriffe Webmonitoring und Social Media Monitoring durchgesetzt haben, hat für diese Art der Dienstleistung in den USA der Begriff „Listening Platforms“ an Bedeutung gewonnen. Doch die Unterschiede liegen nicht nur in der Sprache.
Forrester hat die für die USA wichtigsten Faktoren in seiner Studie „Forrester Wave Listening Platforms“ aufgelistet. Auf den ersten Blick scheinen die Faktoren denen der Fraunhofer IAO Studie „Marktstudie: Social Media Monitoring Tools“ ähnlich. Die Reinheit der Daten steht für Forrester im Vordergrund. Dies soll gewährleisten, dass die Daten möglichst wenig Redundanzen und HTML-Fragmente enthalten. Aber auch Features wie die Auflistung von aktivsten und einflussreichsten Usern spielen laut Forrester eine wichtige Rolle. Weitere Merkmale sind laut Forrester die individuellen Reports, die von der Monitoring-Agentur den Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Auch hier merkt die Studie an, dass vor allem die rein technischen Anbieter keine gute Marktstellung haben können, wenn sie nicht auch ein Beratungskonzept hinter ihrer Technologie bieten können. Vor allem Radion6 wird in diesem Zusammenhang kritisiert. Nicht unerheblich ist laut Forrester zudem die Zusammensetzung des Berater-Teams. Hier gilt es, vor allem Social-Media-Experten einzusetzen.
Interessanterweise hat Forrester erkannt, dass auch große Unternehmen wie IBM, Microsoft und SAS nun auf den neuen Trend setzen und ebenfalls entsprechende Tools anbieten. So hat IBM beispielsweise die Lösung IBM Cobra im Angebot. Diese Tools erwecken laut Forrester aufgrund ihres bekannten Namens ein hohes Vertrauen, machen aber die Auswahl für die Unternehmen nicht leichter. Immerhin bedeuten große Namen nicht gleichzeitig auch Social-Media-Kompetenz. Nicht zu vernachlässigen sind zudem die Preise. Die USA spielen, was die Preise anbelangt, im Vergleich zu Deutschland in einer anderen Liga. Die meisten der Lösungen dürften selbst für große DAX-Unternehmen in einem nicht budgetierbaren Bereich liegen.
Der wesentliche Unterschied zwischen der Forrester- und der Fraunhofer-Studie liegt an den verschiedenen Märkten. So untersuchte Forrester lediglich Unternehmen, die Kunden bedienen, die mindestens eine Milliarde Dollar Umsatz generieren. Derartige Kriterien würden im deutschen Markt nicht nur den Mittelstand völlig außer Acht lassen, sondern auch die deutschen Ableger großer Weltkonzerne nicht berücksichtigen. Diese Größenordnungen spiegeln sich auch im Preis der Studie wider. Während die Forrester-Studie bei 15 Seiten mit 2.495 Dollar zu Buche schlägt, kostete die knapp 40 Seiten starke Studie des Fraunhofer-Instituts 99 Euro und ist mittlerweile sogar kostenlos als Download verfügbar.