Was bedeutet Shitstorm?
Der Begriff Shitstorm wurde im deutschen Raum vom Englischen übernommen und bezeichnet vor allem in Deutschland eine Reputationskrise, die in Social Media entsteht. Im angloamerikanischen Raum wird dagegen unter dem Begriff Shitstorm grundsätzlich ein Problem bezeichnet, der durch eine Empörungswelle aus dem sozialen Gefüge entsteht. Der Shitstorm bezieht sich also beispielsweise in den USA nicht nur auf Social Media, sondern auf alle möglichen Formen von Ärgernissen aus Bevölkerungsgruppen und jede Art von Sturm der Entrüstung. Allerdings wird der Begriff vor allem in den USA selten verwendet, da er als vulgär und anstößig gilt aufgrund des Begriffs „Shit“. Dadurch, dass der Begriff in Deutschland ein übermitteltes Fremdwort ist, wird er dagegen nicht als sittenlos oder obszön angesehen und oft auch in der Presse, Büchern, Hochschulen und Konferenzen gängig genutzt.
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Wir haben die besten Shitstorms der letzten Jahre gesammelt:
Shitstorm Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer
Der GDL-Streik verärgert viele Bahnreisende: Mit einem erneuten Streik, zum Herbstferienbeginn in vielen Bundesländern, verärgerte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) erstmals in 2014 die Bahnreisenden in Social Media. Die GDL hoffte dieses Mal vergebens auf das Verständnis der Bahnnutzer. Begegneten viele Betroffene den vorherigen Streiks mit Humor in den Social Networks, so entfachte der Wochenendstreik zu Ferienbeginn einen wahren Shitstorm.
Mit sarkastischen und ironischen Tweets, Postings und Kommentaren auf Twitter, Facebook und Co. machten die Nutzer ihrem Ärger Luft. Über einen vermutlichen Fake-Account von GDL-Chef Claus Weselsky twitterte ein User minütlich satirische Entschuldigungen für den Gewerkschaftsstreik. Empörte Twitter-Nutzer, die ihn für den echten GDL-Chef hielten und beschimpften, ließ @ClausWeselsky in die Falle tappen und antwortete mit Selbstironie. Die GDL will jedoch gegen den ungenannten Satiriker mit juristischen Schritten vorgehen.
Seitdem und bis heute 2024 gibt es zahlreiche Shitstorms, wenn die GDL mal wieder einen Streik plant. Der Verliere: Das Ansehen der Lokomotivführer und der Gewerkschaft GDL.
Ungarn wehrte sich erfolgreich gegen Internetsteuer
Die ungarische Regierung hatte beschlossen, ab dem 1. Januar 2015 für die Nutzung des Internets eine Steuer zu erheben. Für eine Informationsgesellschaft, die über das Internet Zugang zu Wissen erhält sowie ihre sozialen Kontakte pflegt, und zudem auch einen wichtigen Wirtschaftszweig darstellt, sei laut Kritikern dieses Vorgehen falsch.
Diese Steuer ist eine weitere Belastung für die ungarischen Bürger, die bereits neben der Mehrwertsteuer auf den Nettopreis auch eine Telefonsteuer zahlen müssen. Das Problem ist nicht nur finanzieller Natur. Bürgerrechtsgruppen warnen vor dem direkten Zugriff auf Nutzerdaten, womit eine weitere Grundlage für das Abgreifen von Surfgewohnheiten und eine Internetzensur gelegt werde. In den Social Networks regte sich sofort Widerstand.
Innerhalb kürzester Zeit schlossen sich über 200.000 User mit ihren Likes der Facebook Page „Hunderttausend gegen die Internetsteuer““ an. Der Proteststurm riss auch nicht beim Vorschlag des Fraktionschefs Antal Rogán ab, die Internetsteuer monatlich zu deckeln. Mit der Befürchtung, dass der virtuelle Shitstorm in einen realen umkippen könnte, zog Ministerpräsident Orbán aufgrund starker Proteste sein Vorhaben zurück.
Kleiderkreisel-Nutzer gegen die Kommerzialisierung
Ungeliebte und abgelegte Kleidungsstücke finden über die Online-Plattform Kleiderkreisel.de neue Liebhaber. Unkompliziert können hier ohne zusätzliche Gebühren Textilien und Accessoires gekauft, getauscht oder verschenkt werden – bisher. In 2014 wollte die Mode-Plattform ein neues Bezahlsystem einführen, bei dem nun auch Gebühren anfallen sollen. In der Community brach ein Sturm der Entrüstung los. Denn das bisherige Verkaufen auf der Fashion-Plattform war für private Nutzer die gebührenfreie Alternative zu eBay und Amazon. Auch wenn die Nutzung für den Käufer des neuen Bezahlsystems freiwillig sei, so ist es für den Verkäufer verpflichtend. Die Social Networks wurden mit Kommentaren gegen das neue Bezahlsystem überflutet. Weiterhin starteten engagierte Kleiderkreisel-Nutzer eine Petition, um das neue Bezahlsystem zu stoppen.
Kleiderkreisel rechtfertigte das neue System mit Problemen bei Transaktionen sowie dem Vorwurf von Betrugsfällen, vor welchen die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnte. Weiterhin sei das neue System bereits in den USA und Großbritannien getestet und auch nach ersten Vorbehalten von den dortigen Kleiderkreisel-Nutzern angenommen worden.
Das Unternehmen ist ein gutes Beispiel dafür, dass schlechte Presse für große Verluste sorgt. Das Unternehmen verlor von Oktober 2014 bis 2019 mehr als 54% an Bekanntheit und Interesse.