Über Management gibt es unzählige wissenschaftliche Forschungsergebnisse, Modelle und Konzepte. Sie stammen zum Beispiel aus Unternehmen der Zeitgeschichte, Elite-Universitäten sowie Galionsfiguren der Branche und haben sich nach langjährigen Erkenntnissen in konzeptionelle Grundmodelle verwandelt. Ihre Anwendbarkeit ist mittlerweile erprobt, ihre wissenschaftlichen Methoden sind fundiert und bewiesen. Management-Modelle sind in jedem Business wichtige Erfolgsfaktoren. Ohne sie funktioniert Management heute nicht mehr.
Konzepte für das Social Media Management gibt es dagegen kaum. Notgedrungen haben einige Unternehmen anfangs riskante Schritte in dieses neue Territorium unternommen. Als ob sie einen anderen Planeten betreten hätten, wurden sie von seinen fremden Bewohnern mit bislang unbekannten Waffen torpediert. Mit der Zeit etablierten sich bald Lessons Learned und erfolgreichere Vorgehensweisen. So bildete sich in den vergangenen Jahren eine überschaubare Zahl an Fallbeispielen. So rar sie auch sind, sind diese Erfahrungsgeschichten immer wieder Thema in diversen Vorträgen und Social-Media-Seminaren.
Doch die Unternehmen scheinen vom Konzeptionellen und den Grundbausteinen des Handelns mit Social Media noch weit entfernt zu sein. Dies liegt zum einen daran, dass das Personal in Unternehmen in Bezug auf Social Media über keine oder eine nur geringe Erfahrung verfügt. Auch das Angebot an adäquaten und qualitativ hochwertigen Ausbildungen ist rar. Fallbeispiele und Erfahrungswerte sind zwar durchaus unumgänglich, ein ganzheitliches Management machen sie jedoch noch lange nicht aus. Diese Erfolgsgeschichten können nicht auf andere Systeme übertragen werden. Was für das eine Unternehmen zum Erfolgsmodell wird, kann für das andere zum Desaster werden – wer da von einem „Modell“ spricht, den sollte man kritisch hinterfragen. Es gilt daher, sowohl unter wirtschaftswissenschaftlichen als auch ökonomischen Gesichtspunkten aus Social Media übertragbare Modelle zu bilden.
Die Schwierigkeit liegt vor allem darin, dass Social Media eine neue Welt ist. Es ist wie ein fremdartiger Planet, auf dem die physikalischen Gesetze keine Geltung haben. In Social Media herrscht eine andere Anziehungskraft und auch die sonst üblichen Berechnungen und Modelle funktionieren dort nicht.
Was in diesem veränderten und neuen Marktumfeld trotzdem fehlt sind echte Management-Ansätze im Social-Media-Zeitalter. Wir hoffen, dass wir mit dieser Ausgabe zum ersten Schritt in diese Richtung beitragen können.
Für die tatkräftige Unterstützung bei diesem herausfordernden Thema bedanken wir uns bei Alexander Körner (lemon5), den Dozenten des Frankfurt School of Finance & Management und Prof. Dr. Matthias Fank (Technische Hochschule Köln).
Dieser Beitrag erschien als Editorial zum Social Media Magazin No. 2012-01 auf der ersten Seite des Hefts.