Vor zwei Wochen sagte der Wissenschaftler Benjamin Gust an einer Kölner Hochschule, dass er sich noch vor ein paar Jahren nicht sicher gewesen sei, ob sich Facebook bis heute halten würde.
Tatsächlich haben viele Wissenschaftler Facebook ein kurzes Leben vorhergesagt. Während Wirtschaftswissenschaftler oft mit der Sättigungsphase und dem Produktlebenszyklus argumentieren, haben Untersuchungen von Social Networks empirisch ausgerechnet, wann Facebook aussterben wird. Demnach gäbe es Facebook heute fast nicht mehr. Ganz Unrecht hatten die Wissenschaftler mit ihren Vorhersagen nicht. Die Nutzerzahlen gehen in Deutschland tatsächlich zurück. Doch wie kam es zu der Lebensverlängerung?
Einige werden sich an die Zeit erinnern, als noch unklar war, wie Facebook zu einem lukrativen Geschäftsmodell werden sollte. Die einzige Idee, die zum Vorschein kam, war ein altes Konstrukt: Werbebanner. Die Idee stieß zunächst nicht auf große Begeisterung bei den Investoren. Weitere Ideen waren jedoch nicht haltbar.
Werbebanner haben jedoch in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt. Ermöglicht wurde diese Entwicklung durch die Verbreitung von mobilen Geräten. Zurückzuführen ist dieser Erfolg auf Steve Jobs, der mit Smartphones das Nutzerverhalten der Menschen veränderte. Kurz darauf wurden Banner auf Apps zu einem der erfolgreichsten Modelle in der Werbeindustrie.
Prompt nutzte auch Facebook die Gunst der Zeit und entwickelte seine mobile Version von Facebook (Facebook App) und führte zudem sein Werbemodell mit Banner ein. In Q1-2014 erwirtschaftete Facebook schließlich 2,5 Milliarden US-Dollar durch Werbung. Das klassische Werbebanner, so einfallslos es erscheinen mag, monetarisierte schließlich das einst als unlukrativ geltende Facebook.
Dabei entsteht jedoch ein wichtiger Gedanke. Man darf schließlich nicht vergessen, dass das von Zuckerberg entwickelte Social Network einst möglicherweise nicht Werbebanner im Sinn hatte. So handelt es sich dem Anschein nach um ein altes Konstrukt, dass auf ein neues System aufgesetzt wurde. Unternehmen müssen sich also die Frage stellen, wie die neuen Werbemöglichkeiten von Facebook tatsächlich funktionieren und wie Facebook den Spagat zwischen der Modernen und dem Althergebrachten vereinen konnte. Es ist ein wenig so, als würde man in einem Elektroauto sitzen, in dem ein Kohleofen mit Display installiert ist.
Dieser Beitrag war das Editorial zum Social Media Magazin der Ausgabe 2014-II