Selbst massive Verfolgung von Tätern und Schauprozesse wie in den USA schrecken die meisten Benutzer nicht ab; Tauschbörsen nehmen weiter an Beliebtheit zu.
Bei solch einem Massenphänomen ist es für Strafverfolger nahezu unmöglich, die Mehrzahl der Verstöße zu ahnden – eine Strafverfolgung großer Bevölkerungsgruppen ist weder politisch durchsetzbar noch praktisch machbar.
Daher konzentriert sich die Strafverfolgung meist auf Personen, die im großen Stil mit illegalen Kopien Handel treiben und sich teilweise millionenschwer bereichern, nicht auf diejenigen, die anscheinend nur im kleinen Stil für den Eigenbedarf kopieren. Neuerdings jedoch wird speziell entwickelte Software eingesetzt, die Urheberrechtsverstöße in Tauschbörsen automatisch protokolliert und an die Strafverfolgungsbehörden weiterleitet. Auch wurden zum ersten Male Strafanzeigen gegen viele Tausend Benutzer zugleich gestellt. Letzteres mit dem Ziel, über die Strafanzeigen an die Identitäten der Schädiger heranzutreten, um diese zivilrechtlich verfolgen zu können, vgl. Filesharing und Logistep.
Die Kulturflatrate
Um einer Kriminalisierung weiter Bevölkerungsgruppen entgegen zu wirken, fordern Organisation wie ATTAC eine „Kulturflatrate“, die für einen bestimmten Obolus solches Kopieren legalisiert, vergleichbar etwa mit der Vergütungsregelung auf Fotokopierer der VG Wort. Denkbar wäre auch, wie es einst bei etlichen Straßenverkehrsversößen geschah, deren rechtliche Erfassung aus dem StGB auszugliedern und als (bloße) Ordnungswidrigkeit zu fassen. Nach Kant kann das „Sein“ nie auf das „Sollen“ schließen lassen. Auf der anderen Seite kann nicht durch die bloße faktische Verbreitung geschlossen werden, ein Fehlverhalten sei rechtmäßig, ähnliche Diskussionslinien verlaufen beim Schwarzfahren und Ladendiebstahl. Kritiker fordern auch, den veränderten Nutzungsgewohnheiten der Bevölkerung bei Kopien durch eine Liberalisierung der entsprechenden Gesetze Rechnung zu tragen, die Medienwirtschaft wehrt sich aber noch vehement dagegen. Im Bereich der Medien wird auch argumentiert, historisch betrachtet seien hohe finanzielle Gewinne, insbesondere im Popbereich erst durch technische Neuerungen möglich gewesen. Über Jahrtausende seien Künstler – vgl. das berühmte Spitzweg-Bild des armen Poeten (siehe dort) – arm gewesen. Antrieb war denn auch oft die Kunst an sich, Künstler waren oft von Mäzenen abhängig. Die heute exorbitanten Gewinne für alle Beteiligten der Popkultur waren erst durch technische Neuerungen, Rundfunk, also Radio und Fernsehen und Konservierung und massenweise Vervielfältigungzunächst Schallplatte und deren kommerzielle Nutzung, in historisch jüngerer Zeit möglich und sind keineswegs „naturgegeben“. Neuere technische Mittel beschränken diese Kommerzialisierbarkeit. Möglicherweise wird Kunst wieder von geringerem kommerziellen Potenzial – die weiteren Auswirkungen auf die Kunst selber dadurch können nur vermutet werden.
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