Während in Industrie und Wissenschaft der Umgang mit Computern immer selbstverständlicher wurde, war für den Privatanwender zunächst der Faktor Unterhaltung ein entscheidender Kaufanreiz.
Anfang der 80er Jahre schossen in den USA, kurze Zeit später auch in Europa Spielhallen wie Pilze aus dem Boden. Unzählige Jugendliche stürmten die Videospieltempel, in denen ein elektronischer Gegner auf die Herausforderung wartete.
Schon bald konnten sich die ersten Anwender den Spaß auch nach Hause holen. Aus dem „Home Entertainment“ wurde schließlich der „Home Computer“ geboren. Die kleinen, damals noch leistungsarmen Computer waren mittlerweile für jeden Interessierten zu erschwinglichen Preisen im Handel erhältlich. Bereits Ende 1981 gab es zahlreiche Minicomputer auf dem Markt, die oft nicht größer waren als ein Aktenordner. Die Tastatur bestand teilweise aus unkomfortablen Folientasten, als Monitor musste man häufig den hauseigenen Fernseher an den Computer anschließen.
Speicherkapazität und Prozessorgeschwindigkeit waren keine entscheidenden Merkmale. Festplatten und Disketten waren für den Privatanwender zunächst gar nicht vorgesehen. Gespeichert wurde die Software vielmehr auf handelsüblichen Musikkassetten, die mit Hilfe entsprechender Laufwerke in den Computer geladen wurden. Diese trugen zwar klangvolle Namen wie Datasette, unterschieden sich jedoch kaum von einem normalen Kassettenspieler.
Lange Ladezeiten einer Software gehörten zum Alltag des Anwenders. So dauerte das Laden eines Computerspiels mit ca. 64 Kilobytes bis zu zehn Minuten. Im Vergleich dazu kann ein Computerspiel von 200.000 Kilobytes heute innerhalb von Sekunden gestartet werden.
Die Speichermedien zu kopieren war für einen technisch versierten Anwender keine große Herausforderung. Er brauchte dazu lediglich einen Kassettenspieler und einen Kassettenrecorder. Dennoch nutzte nur ein Bruchteil von Anwendern diese Methode, um Kopien von Originalkassetten zu erstellen. Die Idee, eine Software auf diese Weise zu kopieren, war noch nicht in die Köpfe der damaligen Anwender vorgedrungen. Die Gefahr der unerlaubten Verbreitung einer Kopie war zu dieser Zeit ohnehin gering. 1981 besaßen gerade einmal 0,4% der amerikanischen Haushalte einen PC.5 Zudem wies bereits die zweite Kopie eines Originals deutliche Qualitätsdefizite auf, ähnlich wie Kopien von Musikkassetten. Wurde die Software zu oft kopiert, konnte es passieren, dass die Kopie nicht mehr funktionierte. Nur wenige waren in der Lage, eine Computersoftware ohne Störfaktoren zu kopieren, indem sie selbstgeschriebene oder wenig bekannte Programme zu Hilfe nahmen.
Obwohl diese Ära bald von neuartigen Datenträgern wie Disketten abgelöst werden sollte, hatten manche Softwarehersteller bereits damals an so etwas wie einen Kopierschutz gedacht.
von Jan Krömer und William Sen
Buchautoren und Journalisten
Jan Krömer und Dr. William Sen sind u. a. Autoren des Buchs "NO COPY - Die Welt der digitalen Raubkopie" - erschienen im Klett-Cotta Verlag. Das Buch sorgte vor allem in Deutschland für Aufklärung für das Verständnis für Raubkopien und untersuchte kritisch das gesellschaftliche und auch ökonomische Grundverständnis für "die Kopie".
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