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Wie Bill Gates der Community 1976 in seinem Open Letter mitteilte, könne er keinen Sinn darin erkennen, mit viel Geld und Mühe Software zu entwickeln, um dann zuzusehen, wie sie jeder kopiert. Aus wirtschaftlicher Sicht entwickelt ein Unternehmer ein Produkt zum Zweck der Gewinnmaximierung und möchte dementsprechend vergütet werden. Doch wenn es um den Preis einer Information beziehungsweise Software geht, tun sich die Entwickler schwer.
Jeder Besitzer eines Luxusfahrzeugs kennt den Wert seines Autos. Der praktische Wert muss dabei nicht ausschlaggebend sein. Dinge wie Fahrsicherheit, Geräumigkeit und moderne Technik möchte man sicherlich nicht missen. Ginge es aber allein um den Nutzen, würde auch eine durchschnittliche Automarke in gleicher Ausstattung genügen. Der persönliche Wert übersteigt oft den Nutzeffekt, bei einem Luxuswagen spielen beispielsweise die Marke und die Exklusivität eine Rolle. Natürlich muss ein Produkt auch eine Nachfrage befriedigen, der Konsument muss das Gefühl haben, dass das Produkt einen Zweck erfüllt. Der emotionale Aspekt und das persönliche Empfinden sind jedoch ebenfalls wichtige Kaufentscheidungen. Menschen kaufen Dinge nicht aus reinem Nutzen heraus.
Bei Software dagegen sieht es anders aus. Es ist nicht die Marke, die eine Kaufentscheidung hervorruft. Hier steht die Funktionalität, also der Nutzen, im Vordergrund.
Ebenso eigen verhält es sich mit den Entwicklungskosten eines Autos gegenüber denen einer Software. Bei einem neuen Automodell entstehen wie bei allen Produkten Entwicklungskosten. Sobald dieser Prozess abgeschlossen ist, folgt die Produktion. Die Zusammensetzung des Fahrzeugs in der Fabrik nimmt Material- und Arbeitskosten in Anspruch. Auch bei einer Software entstehen Entwicklungskosten. Sobald die Software diese Kosten eingeholt hat, gehen jedoch die Herstellungskosten gegen null. Die Software kann nun ohne großen Aufwand vervielfältigt werden, schließlich besteht sie lediglich aus kopierbaren Daten. Daher sind beim Kauf einer Software so gut wie keine Materialkosten zu bezahlen. Der Kunde erwirbt lediglich die Kopie.
Der Wert einer Software ist also der Verkaufspreis, den das Unternehmen für diese Software ansetzt. Was der Kunde am Ende erwirbt, kann nicht am Rohmaterial gemessen werden. Dabei handelt es sich um einen Datenträger, der einen Materialwert unter einem halben Cent hat. Weder das Gewicht des Datenträgers noch die Verpackung lassen den Wert des Produktes erkennen. Für den Kunden ist es deshalb nicht annähernd möglich, den realen Wert der Software nachzuvollziehen.
Der Kunde muss dem Hersteller glauben, dass der Preis dem Nutzen entspricht. Außerdem muss er darauf vertrauen, dass das Programm auch bei längerer Nutzung seinen Zweck erfüllt. Beobachtet man die derzeitigen Feldzüge gegen Schwarzkopierer, zeigt sich, dass die Hersteller ihrerseits nicht bereit sind, dem Kunden zu vertrauen. Ausgerechnet bei einem Wirtschaftsgut wie Software, das frei in die Welt gekommen ist, und einem Marktplatz namens Internet, der dezentral existiert, versuchen die Softwarehersteller totale Kontrolle auszuüben.
Zu den größten Kritikern der Beschränkung digitaler Güter gehört Lawrence Lessig. 2002 ging er gegen den amerikanischen Kongress vor Gericht und warf ihm in bezug auf Copyright-Regelungen vor, gegen die Verfassung verstoßen zu haben. Gemeinsam mit weiteren Kritikern legte er der Regierung zur Last, den Grundsatz der Meinungsfreiheit verletzt zu haben. Sie würde durch restriktive Gesetze den Zugriff auf kulturelle Werke im Internet einschränken, die der Öffentlichkeit zustünden. Lessig vergleicht die Beschränkungen und Copyrights von Software mit dem Feudalsystem: „Das ist ungefähr so, als ob ich einen Tisch habe und ihn vom Eßzimmer ins Arbeitszimmer stellen will. Vorher muss ich aber den Hersteller des Tisches anrufen und um Erlaubnis fragen, ob ich das Möbelstück umräumen darf.“
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