Das Verlangen nach freiem Informationsfluss ist für einen Hacker auch deshalb so wichtig, weil er den ausgeprägten Wunsch hegt, Dinge zu verbessern. Dies reicht zurück bis zu den Hackern der 50er Jahre. Damalige Rechner wurden gewöhnlich ohne Software ausgeliefert, die Programmierer mussten sie selber schreiben. Dadurch entwickelte sich unter den Hackern eine Zusammenarbeit, die effiziente Resultate ermöglichte. Dass ein Hacker an einem Programm ohne die Erfahrung des anderen arbeiten könnte, war zu der Zeit am MIT unvorstellbar.
Bis heute möchten Hacker daher Dinge verbessern, wenn sie ihnen unvollständig oder lückenhaft erscheinen. Sie nehmen Software instinktiv auseinander, verbessern sie und fügen sie anschließend wieder zusammen. Laut Levy kann man das am besten daran sehen, dass Hacker beim Autofahren vom Ampelsystem genervt sind: „Sie würden am liebsten die Kästen der Verkehrsampeln aufschrauben und das gesamte System redesignen.“
Etwas zu verbessern ist für Hacker ein Weg zu vollkommener Zufriedenheit. Apple-Gründer Steve Wozniak äußerte 1986 in einer Rede an der University of California, Berkeley: „Glück ist das einzige, was im Leben zählt. Man kauft einen Computer, weil es der Weg zum Glück ist. (…) Das einzige, wonach man das Leben beurteilen sollte, ist die Anzahl glücklicher Gesichter jeden Tag. Es geht um Essen, Spaß und Freunde.“
Alles dreht sich also um Anerkennung, Glück und Zufriedenheit. Hacker möchten etwas für die Gesellschaft leisten und ein positives Feedback erhalten. Die Lösung eines Problems oder die Verbesserung der Bedingungen sind es, die zu gesellschaftlicher Anerkennung führen. Die Entwicklung von Linux ist ein einzigartiges Beispiel dafür. Es wird noch heute stetig durch eine Unzahl freiwilliger Programmierer verbessert und aktualisiert, die daraus ihre einzige Motivation ableiten.
Das Prinzip ähnelt einem Hobbybastler, der monatelang an der Miniatur eines Modellschiffs arbeitet. Täglich findet er neue Details, die einer weiteren Verfeinerung bedürfen. Das Ziel ist nicht die Fertigstellung des Ganzen, sondern die Arbeit an den Einzelteilen. Die ständige Verbesserung des Modells steht im Vordergrund. Dies erinnert an die ersten Hacker am MIT, die Mitglieder des Modelleisenbahnclubs TMRC. Auch sie bastelten und „hackten“ tagelang an ihrem System, bis schließlich eine eigene Philosophie entstand, die sich heute Hackerkultur nennt. Wikipedia ist genauso ein Phänomen, das zeigt, wie sich die Computerfreaks daran erfreuen, die Arbeit anderer Menschen fortzusetzen. Ein System nicht nur zu beobachten, sondern auch die Möglichkeit zu haben, direkten Einfluß zu nehmen, erfüllt die Gemeinde in ihrer Arbeit.
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von Jan Krömer und William Sen
Buchautoren und Journalisten
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