Im Rausch der Szene

NO COPY

von Jan Krömer und William Sen
Buchautoren und Journalisten

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In der Geschichte der Schwarzkopie wurde nie soviel getauscht wie mit der Filesharing-Technologie. In den letzten Jahren bildete sich eine Gemeinschaft, die den Tausch von Schwarzkopien nicht mehr nur im geheimen betreibt. Verglichen mit der überschaubaren FXP- und Release-Szene ist die Filesharing-Szene gigantisch. Sie bildet die dritte Stufe der Verbreitungspyramide. In ihr kann jeder Internetnutzer am Tausch von Warez teilhaben. Sie besteht hauptsächlich aus einer großen Zahl von Einzelgängern. Diese benutzen die Tauschbörsen lediglich, um sich Warez herunterzuladen, eine typische Nutzergruppe ist dabei kaum auszumachen. Ob Student oder Professor, Arbeiter oder Arzt, die Klientel ist bunt gemischt. Ein szeneähnliches Engagement liegt ihnen zumeist fern.

Manche Filesharing-Nutzer möchten aber auch selber aktiv werden und zu einem besseren Funktionieren ihrer bevorzugten Tauschbörse beitragen. So entstanden große Internetforen, in denen die Nutzer von Tauschbörsen regelmäßig Informationen austauschen. Typische Themen sind Diskussionen über Vor- und Nachteile bestimmter Filesharing-Programme oder das Erscheinen neuster Warez. Im Gegensatz zur Release- und FXP-Szene herrscht in der Filesharing-Szene ein offener Informationsaustausch, und die Internetforen sind frei von elitärem „Szenegehabe“.

Häufig organisieren sich innerhalb dieser Netzwerke auch einige Nutzer in Gruppen, um selber Warez, die es in „ihrer“ Tauschbörse bisher noch nicht gibt, per Filesharing zur Verfügung zu stellen. Die Filesharing-Szene verteilt vor allem Warez, die von der Release- und FXP-Szene längst verbreitet wurden. Aber es werden auch Kopien älterer Filme oder Musikalben erstellt, die mangels Aktualität von keiner Release Group mehr herausgebracht würden. Die Filesharing-Szene nennt diesen Vorgang wie ihre großen Brüder in der Release- und FXP-Szene „releasen“. Auch die Filesharing-Gruppen tragen oft eigene Namen. Im Gegensatz zu ihren Vorbildern aus der Release- und FXP-Szene kann man ihnen aber auch ohne außergewöhnliche Computerfertigkeiten oder szeneinterne Verbindungen beitreten. Von den beiden oberen Stufen der Verbreitungspyramide finden sie daher als Szene wenig Akzeptanz.

NO COPY

von Jan Krömer und William Sen
Buchautoren und Journalisten

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Jan Krömer und Dr. William Sen sind u. a. Autoren des Buchs "NO COPY - Die Welt der digitalen Raubkopie" - erschienen im Klett-Cotta Verlag. Das Buch sorgte vor allem in Deutschland für Aufklärung für das Verständnis für Raubkopien und untersuchte kritisch das gesellschaftliche und auch ökonomische Grundverständnis für "die Kopie".

Das Buch NO COPY ist kostenlos online verfügbar.

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