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Während heutzutage Microsoft Windows als das wohl bekannteste Betriebssystem gelten darf, war in den 70er Jahren Unix gerade in Universitäten weit verbreitet. Unix wurde damals von der amerikanischen Telefongesellschaft AT&T zum Selbstkostenpreis vertrieben. Der Erfolg von Unix und die Verbreitung in Hochschulen waren darauf zurückzuführen, dass AT&T als Telefonmonopolist aufgrund der Kartellgesetzgebung in den USA mit Software kein Geld verdienen durfte. 1974 wurde jedoch vom U. S. Department of Justice ein Anti-Trust-Verfahren gegen den Monopolisten eingeleitet. 1984 entschied die US-Regierung schließlich, den amerikanischen Telefonriesen in sieben kleinere Unternehmen aufzuteilen. Die Zerschlagung von AT&T sollte die Konkurrenz auf dem Telefonmarkt beleben.
Dieses in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte bedeutende Ereignis schlug hohe Wellen bis hin zum MIT und anderen Universitäten. Da AT&T als zerlegtes Unternehmen keine Monopolstellung mehr innehatte, durfte es noch im selben Jahr sein Betriebssystem Unix für teures Geld verkaufen. Der durch die flächendeckende Verbreitung gewonnene Marktanteil entpuppte sich für den ehemaligen Telefonriesen als gewinnbringende Chance. Die Hochschulen waren vom Betriebssystem Unix abhängig geworden, und ihnen blieben wenig Alternativen. Sie waren gezwungen, die teuren Lizenzen mit den restriktiven Nutzungsbedingungen zu akzeptieren. Die Reaktion der Hacker ließ jedoch nicht lange auf sich warten.
Der bekannteste Verfechter der Idee freier Software ist der New Yorker Programmierer Richard M. Stallman. Auch er war in den 70er Jahren Mitglied des „Artificial Intelligence Laboratory“ (AI Lab) des MIT. Für Aufsehen sorgte der junge Hacker erstmals, als er seine Softwarephilosophie publik machte. Stallman vertrat vehement die Ansicht, dass jegliche Kontrolle über Software beim Anwender liegen sollte. Jede Einschränkung (so auch ein Kopierschutz) würde die natürlichen Rechte des Benutzers verletzen. Für Stallman sollte jemand, der im Besitz einer Software war, die gleichen Rechte haben wie jemand, der einen Stuhl, einen Fernseher oder ein Auto erworben hatte. Der Benutzer sollte demnach die Software auseinandernehmen, verändern, zerteilen und auch verkaufen dürfen. Empört über die Vermarktungsmethoden der kommerziellen Softwareanbieter, kam er schließlich auf die Idee, ein Betriebssystem zu programmieren, das seiner Ansicht nach komplett „frei“ sein sollte. Dabei unterschied Stallman „freie Software“ von „kostenloser Software“. In seinem Lizenzmodell darf freie Software durchaus auch verkauft werden. Im Grunde lasst sich seine Idee der Freiheit zusammenfassend auf die Formel bringen: „Du darfst mit der Software tun und lassen, was du möchtest, denn sie ist frei“.
Im selben Jahr, in dem AT&T begann, sein System Unix mit restriktiven Lizenzmodellen zu vermarkten, fing Stallman an, sein eigenes Betriebssystem zu entwickeln. Er nannte es GNU, als Abkürzung von „Gnu is Not Unix“. 1984 kündigte Stallman sogar seine Stelle beim MIT, um keine Rechte an seinen Arbeitgeber abtreten zu müssen. Um seinem Konzept für eine freie Software und insbesondere dem GNU-Betriebssystem mehr Bedeutung zu verleihen, verfasste er zusätzlich das GNU-Manifest. Dort erklärt der junge Programmierer seine Motivation auf folgende Weise:
„Viele Programmierer sind mit der Kommerzialisierung von Systemsoftware unzufrieden. Es mag ihnen die Möglichkeit geben, mehr Geld zu machen, aber es zwingt sie zugleich, andere Programmierer als Gegner anstatt als Kameraden zu betrachten. Der fundamentale Akt der Freundschaft zwischen Programmierern ist das Teilen von Programmen; derzeitige Vermarktungspraktiken verbieten Programmierern im wesentlichen, sich gegenseitig als Freunde zu behandeln.“
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