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Obwohl die Geschichte des Computers zeigt, dass es zunächst die Hacker waren, die die Computerrevolution ausgelöst haben, gab es auch immer die andere Seite. Die Firma IBM beispielsweise war in den ersten Jahren für idealistische Hacker der Inbegriff einer bürokratischen Institution. Für sie produzierte IBM nur Computer, um den Zugang ausschließlich einer ausgewählten Gruppe zu gestatten. Die Grundhaltung von IBM war damals weit entfernt vom Gedanken der Dezentralisierung oder dem Slogan „Information frei für alle“. Während die MIT-Studenten von wissenschaftlichen Projekten den unbeschränkten Zugang zu Computern gewohnt waren, hatte IBM eine andere Vermarktungsstrategie.
Das Beispiel eines zwölfjährigen Hackers, der Anfang der 60er Jahre am MIT seine Faszination für Computer entdeckte, verdeutlicht die Gegensätze der damaligen Zeit: Der junge Peter Deutsch war der Sohn eines Professors am MIT und hielt sich oft auf dem Campus auf. Eines Tages fand er auf dem Boden eine Anleitung, auf der nichts weiter stand als mathematische Algorithmen zur Programmierung eines der wandschrankgroßen Lochkarten-Computer. Für den kleinen Jungen wurde das zum aufregendsten Fund seines Lebens. Begeistert entwarf er nach einem ähnlichen Prinzip selbst ein Programm und wollte nun wissen, ob auch sein Werk in einem der Computer funktionieren würde. So trug er sich in die Liste zur Nutzung der Labore mit den millionenteuren Computern ein. In Hackermanier ließen die studentischen Hilfskräfte den Zwölfjährigen seine Programme auf den Supercomputern ausprobieren, auch wenn einige etwas verwundert auf ihn herabblickten.
In der Folge korrigierte der Junge Fehler der Mitarbeiter, die die Codes anderer nicht korrekt interpretiert hatten. McKenzie, der Leiter der Labore, befürchtete zwar, dass eines Tages jemand etwas sagen könnte wie: „Junge, das hier ist kein Spielplatz, geh nach Hause“. Die Studenten und Wissenschaftler akzeptierten den Jungen jedoch wegen seines ausgeprägten mathematischen Verständnisses. Zudem entwarf er Codes, von denen andere Wissenschaftler tatsächlich noch etwas lernen konnten. Peter Deutsch war einer der jüngsten Hacker der Welt.
Der genaue Gegensatz zum Treiben in den MIT-Laboren waren die Arbeitsstätten von IBM. Sie waren voll von Mitarbeitern, die im Anzug und mit akkuratem Scheitel ihrem routinierten Arbeitsalltag nachgingen. IBM entwickelte sich zwar zum Marktführer im Computergeschäft, aber aus der Sicht der Hacker waren die Rechner nicht fortschrittlich genug. Ihrer Meinung nach hatte nur das aggressive Marketing IBM den Erfolg eingebracht. Die Hacker suchten das Gespräch und wünschten sich die Möglichkeit der Kooperation mit den Entwicklern, um Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten. IBM dagegen fand die Vorstellungen der MIT-Hacker mit den Geschäftsinteressen nicht vereinbar. Ein Hacker sagte damals polemisch, wenn es nach IBM ginge, wäre die ganze Welt ein Programm in einem Computer, zu dem nur einige wenige Zugang hätten.
Die Antipathie der Hacker gegenüber regulierenden Institutionen zeigte sich jedoch nicht nur bei IBM. So galt in Deutschland die Telekom noch bis Mitte der 90er Jahre als Feindbild der Hacker. Damals unter dem Namen Deutsche Post noch ein staatliches Unternehmen, verbot sie die Benutzung von Modems, die keinen „Stempel“ der Post trugen. Dabei unterschieden sich die „postzugelassenen“ Modems in ihrer Ausstattung kaum oder gar nicht von anderen. Im Kreise der Hacker verbreiteten sich bereits in den 80er Jahren Anleitungen zum Eigenbau von Modems. Die technische Ausstattung der kommerziellen Modems war aus Sicht der Hacker ihr Geld nicht wert. Des weiteren war selbst die Nutzung von Telefonen untersagt, die nicht bei der Post gekauft worden waren. Nutzer von Importtelefonen, die ihr Gerät in einem der einschlägigen Läden für wenig Geld erworben hatten, mussten mit einer Anzeige rechnen.
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