Auch wenn Jonathan Lethems Romane und NO COPY auf den ersten Blick wenig Gemeinsamkeiten haben mögen, an einer Stelle treffen beide. Neben dem Schreiben seiner Romane befasst sich Lethem intensiv mit der Idee der „Freien Kultur“ und lässte viele dieser Gedanken auch in sein neues Buch „Du liebst mich, du liebst mich nicht“ einfließen. Und auch in NO COPY ist die Idee eines liberalen Umgangs mit Informationen und Kulturgütern allgegenwärtig. Schon bei den Hackern der ersten Stunde stand der freie Austausch von Informationen im Vordergrund. Und sind Filme und Musik nicht auch Kulturgüter, deren Verbreitung Teil einer lebendigen Kultur der Gesellschaft sein kann? Oder sogar sein sollte…?
Die Industrie begegnet diesen Gedanken jedoch vor allem mit der Forderung nach härteren Strafen und Massenklagen gegen Downloader und Kopierer. Doch es gibt auch Protest. Die Gesellschaft beklagt den Verlust individueller Freiheit und die wachsende Kontrolle der Urheber. Denn viele Dinge, die bislang selbstverständlich waren, werden durch die Industrie nunmehr in Frage gestellt. Die Arbeit eines anderen fortzusetzen, zu verbessern oder daraus eine eigene Schöpfung zu kreieren, wird zunehmend schwieriger. Musikern ist es mittlerweile untersagt, sekundenlange „Samples“ anderer ohne Lizenz zu ihrer eigenen Musik zu mischen. Was seit vielen Jahrzehnten elementarer Teil der Musik ist, wird zum „geschützten Material“. Schon das Benutzen einiger Sekunden eines Films ist ohne Erlaubnis des Urhebers strafbar. Und das, obwohl doch Kulturgüter zwangsläufig auf den Werken ihrer Vorgänger basieren. Shakespeares „Hamlet“, wohl unbestritten ein Stück Weltliteratur, basiert auf ganz konkreten Werken anderer Autoren. Heute würde Shakespeare wohl verklagt werden und „Hamlet“ nie erscheinen.
Auch Jonathan Lethem sieht die Gefahr, dass Kultur zum „Eigentum“ großer Konzerne wird und ihre Entwicklung massiv behindert wird. Er engagiert sich daher für die von Lawrence Lessig mitentwickelte Idee der „Freien Kultur“.
Auf dieser Sektion möchten wir einige der Ideen von Jonathan Lethem vorstellen: Neben einem Auszug aus seinem neuen Roman stellen wir eine ganz besondere Aktion vor: Jonathan Lethem vergibt am 15. Mai die Filmrechte für seinen neuen Roman – kostenlos! Zudem hat Jonathan Lethem bereits eine große Auswahl an Geschichten und Songtexten freigegeben, die von jedermann ohne Lizenzgebühren oder Rechteklärungen als Lied vertont oder in einen Film oder Theaterstück verwandelt werden können.
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