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Mittwoch, 26-07-06 12:13
Ich denke, hier wird mal wieder am Thema vorbeidiskutiert.
Natürlich ist Diebstahl eine Straftat – der Dieb wird idR bestraft und der Bestohlene entschädigt.
Was aber in den letzten Jahren weltweit stattfindet ist eine einseitige Auslegung der „Tatsachen“ zu Gunsten einer Verwerterlobby.
Ein einfaches Beispiel:
Ich bezahle inzw. für eine Audio-CD einen stolzen Preis, der in erster Linie durch einen IMMENSEN Overhead aus Marketing und Gewinnaufschlag der Plattenfirmen resultiert. Jetzt hätte ich 3 Möglichkeiten:1. Ich zahle zähneknirschend den Preis und nehme in Kauf, dass ich durch den auf der CD befindlichen Kopierschutz in meinen gesetzlich zugesicherten Rechten gegängelt und massiv eingeschränkt werde und daher zu meinem eigenen Schutz z.B. ein nettes Root-Kit auf den Rechner installiert bekomme.
2. Ich leihe mir die CD aus der Videothek oder von einem Freund und mache mir eine Kopie.
3. Ich lebe den konsequenten Konsumverzicht und kaufe KEINERLEI Musik mehr.
Sooo, wenn ich jetzt mit den Nebenwirkungen wie bei 1 erwähnt nicht leben möchte, installiere ich mir einen kleinen Treiber eines bekannten Softwareherstellers, der nicht nur die Installation von Root-Kits jeglicher Art unterbindet sondern auch die anderen diversen Kopierschutzmechanismen deaktiviert, die meine Vorstellung von universellen Abspielorten der CD sonst verhindern würden. DAS ist zwar illegal, aber mir auch scheißegal, da es ja auch keine Sau interessiert (und zwar weder in der Industrie noch bei unseren Volksvertretern) ob ich zu meinen Verbraucher- und Nutzungsrechten an dem von mir erstandenen Produkt komme.
Zu 2.: Die wenigsten wissen anscheinend, dass die Künstler durch die Abgaben der GEMA ebenfalls ihre Einnahmen machen.
Wenn ich nun eine Musik-CD oder eine DVD in der Videothek ausleihe ist auf der Ausleihgebühr bereits ein GEMA-Anteil aufgeschlagen. Wenn ich diese Audio-CD oder DVD nun kopiere, habe ich bereits für meinen Brenner einen GEMA-Anteil beim Kauf entrichtet ebenso auf dem jeweiligen Rohling, der zur Kopie benötigt wird. Dazu kommt dann noch der Scanner und Drucker zum Einsatz, auf welche meines Wissens inzw. auch eine GEMA-Pauschalabgabe beim Kauf entfällt.
So – dann sag mir jetzt mal bitte, ob Du beim Kauf eines Autos ohne dich Aufzuregen gerne 4x die Mehrwertsteuer zahlen würdest….soviel zum Thema, bei einer Kopie verdient der Künstler nichts mehr.
Außerdem gibt es ein nettes Statement von Michael Moore (Bowling for Columbine, etc.) auf die Frage, ob er ein Problem damit hätte, wenn er Exemplare seiner Filme in Tauschbörsen kursieren sehen würde. Er meinte nein überhaupt nicht und begründet es meiner Meinung nach sehr schlüssig.
„Wenn einer mit seinem Kumpel eine DVD von mir anschaut und der Kumpel daraufhin den Film nicht mehr kauft, da er ihn ja bereits gesehen hat gibt es keinen Unterschied zu einer anderen Person, die den Film gekauft/ausgeliehen hat und eine Kopie von dem Film in Tauschbörsen bereitstellt. Ob jemand auf die eine legale oder „illegale“ Art den Film sieht – in beiden Fällen kaufen diejenigen Personen den Film u.U. nicht mehr.“
Zu 3.
Die unglücklichste Variante für beide Seiten: Ich bekomme keine neuen Werke meiner Lieblingsbands, die Plattenfirmen machen weniger Umsatz und die Künstler bekommen anteilig weniger Verkaufsbeteiligung. Aber gerade bei Chart-Samplern auf denen viel Müll ist sollten wir als Konsumenten wirklich durch konsequenten Konsumverzicht den Plattenfirmen zeigen, dass wir uns nicht jeden Scheiß andrehen lassen. Wenn man jetzt aber diesen Konsumverzicht lebt und diesen Dreck weder kauft noch kopiert schlägt das ganze ins Gegenteil um und die MI verwendet die sinkenden Absatzzahlen des Chartdrecks als Beweis dafür(und das ist FAKT), dass die Raubkopierer diese Werke durch Einstellen in Tauschbörsen soweit verbreitet haben, dass sie deshalb niemand mehr gekauft hat…was völliger Quatsch ist.
Außerdem hat die MI immer noch nicht geschnallt, dass man die Gewinne von vor 10 Jahren im Musik-Biz nicht mehr mit der heutigen Zeit mit völlig verändertem Konsumverhalten der Teenies/Jugendlichen vergleichen kann. Denn damals war Musik viel stärker Statussymbol als heute (Markenklamotten, Handy, Computer, Konsolen etc.)
Zum Schluss möchte ich noch kurz auf den riesigen Markt der MP3-Portale kommen:
Die Konsumenten schanllen es einfach nicht, dass sie für qualitätsreduzierte Musik (nichts anderes ist Musik in MP3/WMA oder einem anderen Kompressionsverfahren) in Verbindung mit knüppelharten DRM-Fußfesseln, die vorgeben auf welchen Geräten welche Datei wie oft abgespielt/kopiert/gebrannt werden kann.
Was passiert, wenn die Jungs ihre Rechner neu installieren und vergessen, vorher ihre DRM-Lizenzen zu sichern habe ich schon oft im Bekanntenkreis erleben dürfen. Wie kann man so doof sein und sich so abziehen lassen???
Da kaufe ich doch lieber DRM-freie CDs im Musikshop von dm, die lediglich ein digitales Wasserzeichen enthalten, welches mich als Käufer ausweisen. Ich kann von den CDs MP3s in beliebiger Anzahl und Qualität rippen, die CDs für Freunde brennen und verschenken, da ich dafür keinerlei Kopierschutz knacken muss! DAS ist der richtige Weg, den die Industrie gehen muss, wenn sie verhindern will, dass ihr immer mehr Kaäuferschichten wegbrechen: Der Kunde muss seine Rechte an dem von ihm erworbenen Konsumartikel im Rahmen der Gesetze voll wahrnehmen können – dann ist er auch bereit, dafür Geld auszugeben. Mit Vorabkriminalisierung der Verbraucher werden sie auf Dauer nichts erreichen… |