burst@protect.net |
Freitag, 18-08-06 03:23
Deutschland ist ein Land gehobener Lebensverhältnisse, zum Grundbedarf gehören nicht mehr nur Verpflegung und Unterkunft, auch das Recht auf Information (Fernsehen, Radio) und andere Dinge sind selbstverständlich. Auch für diejenigen, die sich das aus eigener Kraft nicht leisten können, wird diese Grundversorgung durch die Allgemeinheit sichergestellt.Ohne mich auf Diebstahl-Moral-, Preis- und andere Diskussionen einzulassen:Alle Deutschen, insbesondere jüngere Menschen, haben heute ein selbstverständliches Bedürfnis nach Musik, Spielen, Information, Bildung, etc. Wer sich das nicht leisten kann (Stichwort Millionen Arbeitsloser die von einer, im Verhältnis gesehen, knappen Grundversorgung leben) wird sich bemühen dennoch in den Genuss dieser Dinge zu kommen, ohne konkret jemandem zu schaden.
Im Klartext:
– Man erspart sich einen PC mit Internetzugang (selbst das kann nicht jeder).
– Man stiehlt ein Betriebssystem, Musik, Filme, Spiele, Lehrbücher, kurz alles was virtuell zu haben ist.
– Man gleicht hierdurch aus, was die Allgemeinheit einem nicht zugesteht.
Da man durch diese Verhaltensweise niemandem schadet (Geld das man nicht hat, kann man nicht ausgeben, insofern entsteht kein Verlust für die Industrie, da virtuelle Güter eben rein virtuell vervielfältigt werden können – Im Gegensatz zu einem Computer, einem Staubsauger oder Auto), ist die Hemmschwelle gleich Null.
Dieser Zustand ist für beide Parteien unbefriedigend, aber REAL. Der hier gezeigte Film entspricht nicht ganz meiner Meinung, aber es ist angesichts dieses realen Zustands tatsächlich ein Fehler die vermeindliche Partei von Dieben zu bekämpfen. Bekämpft werden sollte der Zustand von Ungleichheit und Mittellosigkeit, der die Menschen dazu bringt, für eine Leistung keine Gegenleistung erbringen zu können. Und das würden die Meisten sehr wohl tun.
Noch eine Anmerkung: Obiges trifft auf den immens großen Teil der verhältnismäßig armen Deutschen zu. Für die untere Mittelschicht gilt das aber, etwas verschoben, genauso:
Wenn ich etwas Geld habe, gebe ich soviel ich „kann“ davon aus. Ich kaufe mir z.B. im Monat eine CD, gehe zwei mal ins Kino und kaufe mir 4 mal im Jahr ein Computerspiel für 45 Euro. Danach ist mein Budget überschritten. Weil ich meine gekaufte CD nicht 30 mal im Monat täglich 5 Stunden hören kann und der genannte Konsum auch sonst nicht meinem gefühlten Lebensstandard entspricht, lade ich mir alles weitere wiederum aus dem Internet. USW.
Das ist nicht legal, aber es ließe sich beispielweise durch eine „Kultur-Flatrate“ legalisieren und der Realität anpassen. Neue Distributionswege wie Online-Musikplattformen würden heutzutage auch möglich machen, den eigentlichen Künstlern einen größeren Anteil am Gewinn zukommen zu lassen. Wer immernoch eine echte CD mit Cover, Bonusmaterial, Booklett etc. kaufen möchte kann das ja tun, aber das das alles nicht dem Musiker zu Gute kommt ist klar. Jedenfalls besteht die Möglichkeit eines Kompromisses, und der ist besser als der Versuch eine unaufhaltsame Entwicklung umzukehren. |