von Bill aus lebenUSA | Alle Beiträge von Bill
In diesem Beitrag erzählte ich von den 10 Dingen, vor denen die Deutschen Angst haben, die Amerikaner jedoch nicht die Bohne interessiert:
Dass man Angst hat bei Videoaufnahmen, jemand würde dich anmachen
In Zeiten von Instagram und TikTok, teilen wir gerne ein Stück unseres Lebens mit Anderen. Und wer kennt das nicht aus Deutschland: Böse Blicke und sogar der Hinweis, Persönlichkeitsrecht!.
So richtig traut man sich das also nicht, denn man hat Angst, da könnte dich jemand anfahren. Hier in den USA hat man solche Ängste nicht, denn wenn man die Kamera an jemanden hinhält, wird gelächelt und posiert, oder auch einfach ignoriert. Als YouTuber nimmt das ganz besonders war.
Hier in den USA macht es unglaublich Spaß Menschen mit Kamera aufzunehmen, denn in den meisten Fällen die freuen die sich darüber, wenn das Setting passt und der Zweck positiv ist.
Im Video sieht man, wie ich meine meine Kamera einfach mal mitgenommen habe, und statt böser Blicke sieht man, wie sich die Menschen ganz normal verhalten.
Dass man im Supermarkt das Gefühl hat, man wird beobachtet
Ich habe in Supermärkten in Deutschland das Gefühl gehabt, das ich beobachtet werde. Bevor ich einen Psychologen aufsuche, habe ich mal darüber nachgedacht.
Und so bin ich der Sache auf den Grund gegangen. Aus der Kindheit bereits kenne ich, dass Verkäufer in Deutschland meist nicht freundlich zu Kindern sind, und auch mir als kleiner Junge immer wieder mit mahnendem Finger eine Schelte verabreicht haben: „Nicht anfassen“, „Räum‘ das mal wieder zurück ins Regal!“ und „Das ist kein Spielzeug!“
Mit diesem Kindheitstrauma hat man auch im Erwachsenenalter ein ständige solches Echo im Kopf. Noch schlimmer, die Angestellten in Deutschland benehmen sich auch gegenüber Erwachsenen nicht gerade sehr herzensgut, sondern eher kritsch und manchmal sogar mürrisch. Das „Kann ich Ihnen helfen?“ ist in Deutschland oft ein Synonym für: „Was machen Sie denn da?“.
Und so hat man Ängste, im Laden etwas falsch zu machen, deshalb auch das Gefühl, beobachtet zu werden.
Ganz anders in den USA. Hier kannst die gesamten T-Shirts über den Haufen im Klamottenladen schmeißen — was ich natürlich nicht empfehle aus sozialen Gründen. Das Spielzeug aus dem Regal nehmen und daran rumfummeln. Mit dem Ball in der Sportabteilung dribbeln. Die Verkäufer sagen nichts.
Wenn sich jemand daneben verhält, wird die Security gerufen. Es ist aber nicht die Aufgabe der Verkäufer, denn die halten sich da raus.
Dass man plötzlich angesprochen wird
In Deutschland wollen die Leute nicht von Fremden eher nicht angesprochen werden. Egal, wann ich auch immer einen Fremden anspreche, wie auf der Straße, oder im Supermarkt, ist man in Deutschland erstmal unangenehm überrascht.
Wenn du in den USA rausgehst bist du ein mobiles Gesprächsobjekt. Hier wollen die Menschen quatschen. Die sind gesprächsgewappnet und humorgefüllt. Wenn du die anquatscht, kriegst du quasi die volle Quasselbandbreite ab.
Ich übertreibe natürlich ein wenig. Und verallgemeinern tu ich auch. Aber ihr wisst, was ich meine.
Dass man als Autofahrer von Fahrradfahrern und Fußgängern verärgert wird.
Dass man als Fahrradfahrer von Fußgängern und Autofahrern verärgert wird.
Dass man als Fußgänger von Autofahrern und Fahrradfahrern verärgert wird.
In Deutschland hat man immer im Straßenverkehr Angst, dass man verärgert wird über das Verhalten anderer.
Hier in den USA, egal ob du auf dem Fahrradweg bis, oder als Fahrradfahrer auf dem Fußgängerweg: Die Menschen sind immer nett. Ein Fahrradfahrer kommt und bittet den Fußgänger zur Seite und der Austausch besteht dann aus „Excuse me“, „Thank you“ und „No problem“.
Einfach großartig. Habe hier noch nie gehört, dass jemand gesagt hätte:
„Das hier ist aber kein Fahrradweg!“.
In Stränden kommen einem ständig Radfahrer im Fußgängerweg entgegen oder hinterher. Die sagen oft „Excuse me“, „I’m sorry“ oder „On your right“, „on your left“. Man geht zur Seite und bekommt ein „Thank you!“ als Belohnung. Man freut sich hier darüber, den Radfahrern den Weg freizumachen.
Auch im Straßenverkehr spielt es keine Rolle, wer Recht hat. Hier pocht keiner auf sein Recht. Man einigt sich hier.
Angst, dass man ein Umweltsünder ist
Beim Müll, bei Autofahren oder beim Essen: Immer hat man den negativen Hintergedanken, man macht etwas Schädliches. In Deutschland hatte ich als Bürger das Gefühl die alleinige die Last auf der Schulter zu tragen, die Umwelt zu schützen.
Ich glaube, die Deutschen wurden so sehr auf Umweltschutz programmiert, dass das Thema dadurch zu einem ständigen Stressfaktor geworden ist.
USA ist aber nicht viel besser. Das Thema Umweltschutz existiert in den USA so gut wie nicht. Es ist eher ein Lust-Thema, aber kein Pflicht- oder Zwangsthema wie in Deutschland. Folglich: In den USA hat man diese Angst gar nicht.
Ich denke, bei dem Thema sind beide Länger zwei Extreme.
Umweltschutz ist hier eigentlich ein Thema aus Europa. Man will es gut finden, weil man auch weiß, Europa ist in einigen Dingen weiter als USA. Aber eigentlich versteht man hier auch nicht, was das bedeutet. Das sieht man auch daran: Es gibt nicht mal eine Übersetzung zum Begriff „Umweltschutz“ in Amerika. Auch nicht zum Thema „Mülltrennung“. Wenn man jetzt im Wörterbuch schaut, wird irgendwas schon auftauchen. Aber ihr könnt mir glauben, das versteht hier in den USA keiner. „Protection of the Environment“? „Environmentalism“? „Garbage Seperation“? Die Amerikaner sind ja höflich. Wenn du so etwas sagst, tun die aus Höflichkeit so, als würden sie dich verstehen. Aber in Wirklichkeit sind das unbekannte Begrifflichkeiten hier in den USA.
Dass man Angst hat grammatisch etwas falsch zu sagen
Sorry, richtig muss es heißen: Dass man Angst hat etwas grammatisch Falsches zu sagen.
Oft sind Deutsche so sehr darauf getrimmt andere zu verbessern, dass sie auch Sätze verbessern, ohne sie zu verbessern. Da sagt einer: „Aus Lust“, verbessert der andere die andere „lustbedingt“. Ich beobachte zwei Deutsche, wie die sich unterhalten. Und oft muss der eine dem anderen Verbesserungsvorschläge von Wörtern und Sätzen sporadisch im Gespräch unterjubeln, obwohl das nichts mit dem Thema zu tun hat.
Und so haben Deutsche ständig Angst was Falsches zu sagen und sprechen entsprechend stets bedacht. Und am Ende höre ich zwei Sandkastenfreunde, die mit komplexen Satzbildungen und Fachvokabular sich um den ersten Platz im Sprachwettbewerb ringen.
In Deutschland verbindet man das eloquente Spiel mit der Sprache auch mit Intellekt. Ein großer Fehler. Meine Meinung dazu: Jeder kann mit Fleiß und Übung seine Ausdrucksweise aufbessern. Wenn das Ziel der Eindruck selbst ist, kann Inhalt mit melodisch-taktvoller Stimme und schöpferischer Wortwahl untermalt, den Anschein von Intelligenz und Wissen erwecken.
Du sollst aber nicht darauf achten, wer und wie jemand etwas sagt. Sondern, was gesagt wird.
Es gilt in den USA als sehr unhöflich in einem normalen Gespräch jemanden zu verbessern, zu belehren oder bevorzumunden.
In Deutschland wird einem auch oft besonnen und mit gutem Willen Dinge erklärt. Zum Beispiel: Mit netter Märchen-Stimme erklärt die Dame dem dem jungen Mann: „Man fängt mit dem Besteck am Tisch immer außen zu speisen an“. Sag das einem Amerikaner, der wird dir entgegnen: „Really? I didn’t know that! Thank you“. Wird sich aber denken: „Whatever!“ und „Idiot!“. Amerikaner sind höflich und würden dir nie direkt etwas Negatives ins Gesicht sagen, wenn sie nicht eng mit dir befreundet sind.
Hier belehrst du nur dann, wenn man dich fragt. Alles andere gilt als respektlos — vor allem, wenn es mit dem Kontext nichts zu tun hat.
Das man aufgrund des Aussehens schief angeguckt wird
In Deutschland spielt das Auftreten, die Kleidung, das Auto, die Uhr, die Handtasche, und all diese Dinge eine Rolle.
Als ich mein erstes Bankkonto in den USA eröffnet hatte, habe ich mich in Hose, Hemd und Jackett geschmissen. Heute weiß ich, ich hätte da mit Bademantel und Schlappen rein-schlendern können.
Hier interessiert sich niemand dafür, wie du angezogen bist. Oder was du für ein Auto fährst. Zu diesem Thema empfehle ich mein Video „Dinge, die man in USA nicht tun sollte!“, da erwähne ich etwas ähnliches.
Dass an der Kasse vorgedrängelt wird
In Deutschland öffnet eine neue Kasse und alle stürmen dahin. Oft auch die, die hinten standen. Hier in den USA hat man grundsätzlich keinerlei Sorgen, ob sich jemand vordrängelt. Der Amerikaner nimmt das locker.
Außerdem lassen Amerikaner lieber jemanden vor, als dass sie zuerst dran sind. Oft regeln das auch die Kassierer, wenn eine neue Kasse eröffnet wird und nehmen die Kunden persönlich zum Schalter.
Ständig stehen Kassen sogar leer: Kasse 2 und 3 sind offen, doch alle stehen bei Kasse 1. Weil sie sich nicht trauen und denken, das wäre unhöflich jetzt zu der anderen Kasse zu gehen, die gerade geöffnet hat. Hinzu kommt der Gedanke der Amerikaner: „Wir stehen schon hier, wir kommen gleich dran, kein Grund jetzt zu stressen.“ Amerikanern geht es nicht um Speed, sondern um Bequemlichkeit.
Manchmal gehe ich dann an der offenen Kasse und wundere mich, „ist die wirklich offen?“. Und die Kassiererin: „Yes, please.“
Dass man bei Rückgabe von Ware begründen muss warum
In Deutschland habe ich erstmal im Kopf geübt, was ich sage, wenn ich eine Ware zurückgeben will. In Deutschland habe ich das Gefühl, bei der Rückgabe von Ware haben die Mitarbeiter die Aufgabe auch Marktforschung zu betreiben und verhören dich erst mal über den Grund.
Hier in den USA gibst du die Ware einfach zurück — Punkt. Du erklärst niemandem, warum du etwas zurückgibst. Auch wenn die Verpackung offen, die Ware schon benutzt ist. Du kannst es erklären, wenn du willst. Aber das ist nur Small Talk in Amerika.
Letztlich stellen die keinerlei Fragen dabe iund sind komplett urteilsfrei.
Du kannst hier sogar eine abgebissene Schokolade zurückbringen. Du wirst dabei nicht komisch angeguckt. Ich habe hier schon mal eine verbrannte Tiefkühlpizza zurückgebracht, die ich zu lange im Ofen stehen hatte, getragene und gewaschene T-Shirts und eine komplett verdreckte und abgenutzte Poliermaschine von Baumarkt. Übrigens, meine Rückgaben hatten alle einen guten Grund. Selbst bei der Tiefkühlpizza hatte die Beschreibung einen Druckfehler mit der Zeitangabe. Aber wie gesagt, selbst das interessierte den Mitarbeiter nicht: du bekommst einfach Geld zurück.
Manchmal denke ich, ich könnte hier Äste und Blätter vom Park aufsammeln und zurückbringen. Ich wette, die würden dann verzweifelt versuchen den Code zu finden oder meine Kreditkarte im System suchen, um mir mein Geld wiederzugeben. Ohne Quittung kann man ja hier auch Sachen zurückbringen. Die machen einfach, was man ihnen gesagt hat.
Alles darüber hinaus: eigene Meinung, Neugier, oder gar Verantwortung für die Gewinnmaximierung des Unternehmens — diese Dinge sind nicht die Aufgabe eines Verkäufers am Schalter.
Das Ganze ist aber auch absichtlich so gestaltet. In Deutschland überlegt man ja dreimal, bevor man etwas kauft. Und am Ende kauft man es eher nicht. Dieses Gefühl zügelt die Leute also vom Kauf. Betriebswirtschaftlich also ganz klar ein Fehler von deutschen Unternehmen.
Der Amerikaner ist schlauer, wenn es um Business geht. Im Endresultat laufen die Leute hier in den Laden und füllen ihre Einkaufswagen wild mit Sachen. Und die meisten haben danach eh keine Zeit oder Lust es aus Bequemlichkeit zurückzubringen.
Bei Aldi USA ist die Rückgabe von Waren unbegrenzt — also auch nach 30 Jahren kannst du deinen Gartenstuhl zurückbringen. Bei Ikea ist es 1 Jahr für ungeöffnete Sachen, 6 Monate für geöffnete. Die meisten Läden haben aber ihr Standard 3-Monate-Rückgaberecht. In einem meiner Beiträge werde ich das Thema behandeln, warum es hier kein gesetzliches Rückgaberecht gibt, und warum auch keiner hier die gesetzliche Einmischung braucht.
Deswegen machen die das auch so einfach mit der Rückgabe, damit du mehr einkaufst.
Eine witzige Geschichte:
Jetzt haben die bei Walmart angefangen vor einiger Zeit beim Ausgang die Quittungen zu scannen. Ich bin hingegangen und habe höflich gefragt, warum die das macht. Ich habe eine Antwort erwartet, wie beispielsweise: „Wir wollen Diebstahl verhindern“ oder „wir wollen sicherstellen, dass sie nicht zu viel für Ihre Ware bezahlt haben“. Ich war gespannt. Was sagt die Mitarbeiterin; wie sollte es anders sein:
„Ich mache das, weil man mir das gesagt hat.“
Die beste Antwort überhaupt. Und das ist auch genau das, wie das hier im Grunde abläuft.
Dass man am Wochenende etwas draußen plant und es regnet
Da muss ich nichts zu sagen, denn ich lebe in San Diego. Und 300 Sonnentage gibt es hier.
Sorry!
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