Der bislang letzte große Bust traf die Szene am 29. Juni 2005. Offenbar herrschte bei den Strafverfolgungsbehörden Zufriedenheit mit der bisherigen Strategie, denn die Details des Busts erinnerten stark an Operation Buccaneer und Operation Fastlink.
Erneut war es eine weltweit koordinierte Aktion, die vom FBI eingeleitet wurde. Insgesamt drei einzeln geführte Undercoverermittlungen endeten mit der sogenannten „Operation Site Down“. Hierfür hatten die Ermittler mehr als 120 Szenemitglieder in den USA, Kanada, Portugal, Frankreich, Belgien, Israel, Dänemark, den Niederlanden, Großbritannien, Deutschland und Australien identifizieren können. Beamte führten weltweit über 90 Razzien durch und verhafteten dabei erneut zahlreiche Personen. Die Liste der gebusteten Release Groups war diesmal besonders lang. Es traf die Gruppen RiSCiSO, Myth, The Divine Alcoholics, Legends Never Die, Goodfellaz, HOODLUM, VENGEANCE, Centropy, WastedTime, PARANOiD, Corrupt, Gamerz, AdmitONE, Hellbound, KGS, BLaCKBoX, Kurou Haku Goraku, NOX, Third Party, ConsoleDupeZ, The Underground Network, Bong Hit Productions und Not For Resale.
Das FBI infiltriert die Scene
Wieder einmal war es dem FBI bei seinen Ermittlungen gelungen, einen Agenten in die Szene einzuschleusen.
Unter dem Decknamen „Griffen“ hatte er sich über viele Monate hinweg das Vertrauen der Szene erarbeitet. Zuletzt war er als Site Op von zwei Servern namens CHUD und LAD tätig. Beide Topsites wurden nichtsahnend von der Szene benutzt, während das FBI im Hintergrund sämtliche Datenbewegungen protokollierte. Als die Beamten genügend Informationen gesammelt hatten, stürmten sie die Szene.
Ein harter Schlag für die Filmfreaks war vor allem der Bust der Release Group Centropy. Viele Szenemitglieder befürchteten schon ein Versiegen des Stroms neuer Film-Releases. Schließlich war Centropy unumstritten eine der Topgruppen der Szene gewesen. Immer wieder war es ihr in der Vergangenheit gelungen, Schwarzkopien von Filmen oft noch vor Kinostart in Umlauf zu bringen. Doch nur einen Tag nach dem Bust releaste Centropy den Film Herbie: Fully Loaded. Das NFO sparte nicht mit Spott und wies die Verfolger unfein darauf hin, dass sie die Gruppe noch lange nicht zerschlagen habe.
Die Nachwirkungen des Busts
Und so konnte letzten Endes auch die Operation Site Down die Szene nicht in die Knie zwingen.
Bislang ist es noch keinem Bust gelungen, die Arbeit der Release Groups langfristig zu behindern. Zwar konnten die Strafverfolgungsbehörden in der Tat beachtliche Erfolge erzielen, schließlich wurden bereits mehrere Szenemitglieder zu langen Haftstrafen verurteilt. Auch Rücktritte von Release Groups sind nach größeren Busts die Regel. Doch treffen die Schläge zumeist nur einzelne Mitglieder, nie jedoch die Szene insgesamt, sie hat sich mittlerweile an regelmäßige Busts gewöhnt. Eine abschreckende Wirkung geht von ihnen offenbar nicht aus, da die Lust am Releasen größer zu sein scheint als die Angst vor Haftstrafen. Die Szenemitglieder wissen um die Gefahr und hoffen nur, beim nächsten Mal nicht selbst zu den Betroffenen zu gehören.
Motivierende Effekte
Oft wirkt ein Bust für die Szene sogar motivierend. Junge Release Groups versuchen, die entstandenen Lücken zu füllen und die Arbeit der gebusteten Gruppen fortzuführen.
Andere sehen einfach eine Chance, sich nach dem Verschwinden erfolgreicher Gruppen schnell einen Namen zu machen. Und selbst die obligatorischen Rücktritte von Release Groups sind oft nur von kurzer Dauer. Viele bekannte Gruppen geben nach einiger Zeit ihr Comeback bekannt, andere benutzen den Rücktritt als Tarnung, um der Szene unter einem neuen Namen treu zu bleiben.
Die Strafverfolger melden dagegen bei jedem Bust, dass die Aktivitäten der Szene stark abgenommen hätten. Nach wenigen Wochen erweisen sich derlei Meldungen jedoch meist als voreilig. Nach einem Schlag benötigt die Szene lediglich etwas Zeit, um sich neu zu organisieren und ihre Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken. So ist die Szene auch nach mehr als zwanzig Jahren trotz polizeilicher Ermittlungen weiterhin aktiv.