Original – Kopie – AdaptionDie TV-Serie im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeitvon Michael Scheyer
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Da viele Rezipienten immer öfter von der Qualität von Synchronfassungen enttäuscht sind, wächst das Interesse an originalsprachigen Produkten. Diesem Interesse könnte und sollte man auf zweierlei Art und Weise begegnen:
1. Die Industrie sollte – um der illegalen Downloadpraxis entgegen zu wirken – international gleichzeitige Angebote ermöglichen. Für originalsprachige sowie für synchronisierte Fassungen. Ich bin der Ansicht, dass es bereits jetzt eine transkulturelle Zielgruppe gibt, die einen immensen, neuen Wachstumsmarkt bedeuten würde, wenn man sie als Zielgruppe ernst nehmen würde.
2. Die Synchron-Industrie sollte sich dabei verstärkt darauf konzentrieren Adaptionen herzustellen, die sich selbst zum Zweck haben. Eine Übertragung sollte immer eine neues Original darstellen und sich kulturell nicht an das Original binden; das zeigte auch schon Derrida. Eine größere kulturelle Anpassung an das deutsche Publikum käme sogar denjenigen zugute, die das Original bereits gesehen haben: Sie können sich immer noch auf etwas neues freuen.
Die TV-Serie ist das Medienprodukt der Zukunft. An ihr wird der gesellschaftliche Wandel am besten beobachtbar sein. Eine Verbesserung des originalsprachigen Angebots und eine Verbesserung der kulturellen Adaptionen würde deshalb zu einer längst überfälligen und der Globalisierung angepassten Medienrezeption führen, die für die transkulturelle Kommunikation und für den internationalen Medienhandel förderlich wäre.
Eine transkulturell ausdifferenzierte Zielgruppe könnte außerdem transkulturell antizipierte Angebote nach sich ziehen. Fiktionale, transkulturelle Medienprodukte könnten dann aktiv daran teilhaben, dass fremde Kulturen sich aufeinander zu bewegen.
To be or not to be continued.