Original – Kopie – AdaptionDie TV-Serie im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeitvon Michael Scheyer
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Der Computerkonzern Apple führte im April 2003 über das im eigenen Betriebssystem eingebundene und auch als kostenfreier Download im Internet erhältliche Musikwiedergabeprogramm iTunes den iTunes Music Store ein.
Im iTunes Music Store konnten die iTunes Nutzer MP3 Musikstücke einzeln erwerben. Später folgten andere Anbieter (wie Musicload.de, MusicNow.de, etc.) dem Vorbild. Es stellte sich heraus, dass über das Internet jedoch nicht nur Musikstücke vertrieben werden konnten, sondern auch die dazugehörigen Musikvideos. Das audiovisuelle Angebot des iTunes Music Store wurde seither kontinuierlich erweitert, so dass seit September 2006 die Handelsplattform nur noch iTunes Store heißt. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis der iTunes Store auch TV-Serien in sein Programm aufnehmen würde, die der Benutzer, ähnlich wie die Musik, entweder als Einzelepisode oder als Komplettangebot, erwerben und herunterladen konnte. Das Angebot startete zunächst in den Vereinigten Staaten und wurde erst später in der deutschen Version des iTunes Store angeboten. Mittlerweile werden nach Angaben des iTunes Store über 50 Millionen Filme und TVSerienepisoden pro Woche über die Plattform verkauft.
Der Erfolg der Plattform hängt unmittelbar mit dem technologischen Wandel der digitalen Reproduktion zusammen. Die multimedialen Angebote des iTunes Store sind für jeden Menschen mit einem Internetzugang jederzeit verfügbar. Die Reproduktion, die vom Server zum Heimcomputer per Download vonstatten geht, bedarf keiner Material- oder anderer Herstellungskosten – wenn man von den Kosten für den Internetzugang absieht. Sie geschieht allein auf digitaler Basis und innerhalb kurzer Zeit; nur abhängig von der Geschwindigkeit des Internetzugangs.
Und nicht nur die Reproduktionstechnologie ist dafür verantwortlich, sondern vor allem auch die damit verbundenen sinkenden Kosten für die Lagerung. Weder müssen Lagerhallen gemietet, noch müssen Lageristen angestellt werden, welche die Produkte zusammensuchen, um Produkte im iTunes Store zu vertreiben. Es sind nur (wenige) Programmierer nötig, welche die digitalen Inhalte in den virtuellen Store einpflegen. Diese entfallenen Kosten machen es Handelsplattformen wie dem iTunes Store möglich, die Produktpalette zu halten und permanent zu erweitern. Ein weiteres Mal macht sich das vor allem auch beim Angebot von TV-Serien bemerkbar. Deutlich wird der Erfolg auch hier nicht allein angesichts der neuen Produktionen, sondern vor allem auch bei den Klassikern. So findet man im Angebot des iTunes Stores unter: > TV-Sendungen > Universum zum Beispiel The Cosby Show, Roseanne, Michel aus Lönneberga und Heidi als digitale Downloadangebote.
Es ist auch noch nicht lange her, dass der iTunes Store zusätzlich zu den Angeboten von TV-Serien die Produktpalette noch um ein weiteres Angebot ausdehnte, was wiederum für diese Arbeit von Bedeutung ist: TV-Serien sind nicht allein in ihrer deutschen Fassung, sondern auch in ihrer englischen Fassung zu erwerben. In der Kategorie:
> TV-Sendungen
gibt es neuerdings eine Kategorie mit dem Namen:
> TV Shows in English
wo sich die iTunes-Nutzer verschiedene Serien auch in der originalsprachigen Fassung downloaden können. So findet man zum Beispiel die britische TV-Animations-Serie Creature Comforts sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch vor99, genauso wie jeweils beide Staffeln der britischen Show Fawlty Towers auf Deutsch wie auch auf Englisch vorzufinden sind. Und auch die US-amerikanische Show Friends wird in zwei Staffeln auf Englisch und Deutsch angeboten. Die Liste der mehrsprachigen Angebote müsste wahrscheinlich mit jedem Tag erweitert werden.
Doch der wesentliche Punkte sollte klar werden: Ähnlich wie die DVD mit Bonusmaterialien lockt und mehrere Sprachen gleichzeitig anbieten kann, versuchen virtuelle Handelsplattformen, ihren Konsumenten die Angebote multilingual anzubieten, um letztlich einen größeren Kaufanreiz zu wecken. Das multilinguale Angebot hat über den virtuellen Handel weiter zugenommen.
Die Implementierung des iTunes Store in das hauseigene Wiedergabe-Programm ist wahrscheinlich eine für den Erfolg Apples maßgebliche Entscheidung gewesen, denn sie bindet den Kunden an das Programm, an die Nutzung der Wiedergabegeräte von Apple (iPods) und eliminiert potenzielle Konkurrenz dadurch, dass der Verbraucher nun nicht mehr über einen Internet-Browser im Internet surft und zufällig andere Produkte findet. Der iTunes-Store steht sinnbildlich für den Handel von multimedialen Produkten über das Internet, ohne dass der Kunde im Internet stöbern muss. Die Waren (das Portal) kommen zu ihm nach Hause, und über Geräte wie Apple TV und iPod werden multilinguale Medienprodukte wie originalsprachige TV-Serien aus dem Fernsehen gelöst und in die Wohnzimmer gebracht.