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Die TV-Serie im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit

von Michael Scheyer

 

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Fortschritt kann zu einem Gesellschaftswandel führen. Er muss es aber nicht. Ein gesellschaftlicher Wandel findet aber nur dann statt, wenn eine Technologie von dem Großteil einer Gesellschaft genutzt wird und diese Nutzung zu einer Veränderung der Verhaltensweisen der Menschen führt.

Ein an dieser Stelle oft entstehender Irrglaube ist, dass eine Gesellschaft alle von der Technologie zur Verfügung gestellten Möglichkeiten nutzt – allein deshalb, weil es möglich ist. Diese vor allem in Kreisen technologischer Entwickler und Technologie begeisterter Menschen oft beobachtbare Annahme, bezeichnet die Soziologie als Technikdeterminismus. Allerdings lehrt die Geschichte, dass der technologische Fortschritt Möglichkeiten zwar anbietet, aber erst die soziale Praxis entscheidet, inwiefern eine Technologie genutzt wird und inwiefern die Nutzung zu einer Veränderung der Verhaltensweisen der gesellschaftlichen Mitglieder führen wird. Es gibt genügend Beispiele technologischer Errungenschaften, die sich bei den Verbrauchern nicht durchsetzen konnten. Nur als Beispiel wird hier auf die Videotelefonie hingewiesen, die über das Internet und auch durch die UMTS-Technologie über das Handy praktikabel wurde, die aber nur in sehr geringer Form Anwendung findet. Warum das so ist, müsste die Verhaltensforschung klären. Es ist zu vermuten, dass die Videotelefonie aufgrund ihrer Sichtbarkeit eine sehr private Angelegenheit ist und deshalb in der Öffentlichkeit nicht gerne genutzt wird. Die Videotelefonie über das Internet findet dagegen eine breitere Anwendung, wenngleich auch nicht als dominante Kommunikationsform.

Ein weiteres Beispiel war die Verwendung von DAT-Kassetten oder von Mini- Disc Playern. Beide hatten anfänglich der CD gegenüber Vorteile, aber keine Technologie konnte sich bei den Verbrauchern durchsetzen. Die mobile Musikrezeption erfuhr erst durch die MP3-Technologie eine neue Dimension. Auch das Internet, das zweifelsfrei einen Wandel auf nahezu allen gesellschaftlichen Ebenen auslöste, begann erst dann seine Erfolgsgeschichte, als der Internetbrowserdie einfache Nutzung des Internets einem jeden Menschen ermöglichte, ohne dass er Informatikkenntnisse haben musste.

Warum sich bestimmte Medien durchsetzen und andere nicht, kann pauschal kaum geklärt und sollte nur im Einzelfall behandelt werden. Aber man kann es so ausdrücken, dass eine neue Technologie sich gesellschaftlich nur dann etabliert, wenn ihre Nutzungsmöglichkeiten auf ein soziales Bedürfnis stoßen. Wenn man sich also mit der Prognose von Verhaltensweisen beschäftigt und mit deren Auswirkungen auf die Gesellschaft, sollte man im Zusammenhang mit technologischen Erneuerungen äußerst vorsichtig vorgehen und nicht dem Irrglauben erliegen, dass alle existierenden technologischen Möglichkeiten allein deswegen genutzt werden, weil sie existieren. Mir ist es trotzdem daran gelegen, auf einen gesellschaftliche Wandel zu sprechen zu kommen, der in den letzten Jahren beobachtbar ist und der mich dazu veranlasst, eine Prognose für die zukünftige Mediennutzung zu stellen.