Kölner Stadtmagazin, Mai, 1999
Enttäuschung macht sich breit nach der Lektüre von „Hackerland“: Nein nicht über das Buch, denn es ist kompetent geschrieben und sehr flüssig zu lesen, sondern über dessen Thema, die Hacker-Szene. So autoritär, darwinistisch und elitär hat man sich Computerkriminelle nicht vorgestellt. Das einzige Ziel der streng hierarchisch organisierten Warez-Zirkel scheint es zu sein, Software, die sie selbst nicht gebrauchen können, in Rekordzeit zu cracken und mit anderen Hackern schnellstmöglichst zu tauschen. Das Motto lautet: „Jedem Original geht eine Raubkopie voraus“. Ein Hobby, dessen einziger Zweck es ist, sich selbst zu genügen und das nur noch durch das hohe Risiko und die Kosten vom Briefmarken-, Münzen- und Bierdeckelsammeln zu unterscheiden ist. Wenn die Programme, wie sie in diesem Buch immer wieder behauptet wird, nur zu Besitzzwecken illegalen getauscht werden, ansonsten aber ein CD-gebranntes Archivdasein fristen, welches Interesse können Staatsanwaltschaft und Softwarefirmen dann noch an einer Strafverfolgung haben? Vielleicht dasselbe wie die Hacker: der Weg ist das Ziel. Die Autoren beschreiben kenntnisreich die Gesetze der Szene […]. Als Außenstehender Eintrtt in konspirative Sektenzirkel zu gewinnen ist vermutlich ähnlich schwer, wie einen Zugang zur Hacker-Szene zu finden. Dem Buch ist jedoch eine Liste von Internet-Adressen beigefügt, die eine erste Kontaktaufnahme zumindest erleichtern kann.
A. Costard