Obwohl Boards eindeutig der illegalen Scene zuzuordnen waren, fand man dort auch hin und wieder Angehörige des legalen Arms, die sich für kurze Zeit der weißen Weste entledigten, um die eigene Softwaresammlung aufzufrischen. Diese Kurzbesucher wurden von den Systembetreibern meist ohne Gegenleistungen geduldet, dies hing jedoch immer vom jeweiligen Systembetreiber und dessen Stimmung ab.
In jedem Fall waren es die Trader, die Tauschhändler der Scene, die dafür Sorge tragen mussten, dass ein Board schnellstmöglich mit der neuesten Software versorgt wurde. Abgesehen von dieser Tätigkeit waren sie dazu verpflichtet, neue Produkte der eigenen Gruppe zu verbreiten. Da bei vielen Gruppen die Grenzen von Legalität und Illegalität fließend waren, konnte neben der Verbreitung von NFO Files und Cracks genauso gut der Vertrieb legaler Eigenproduktionen zum Aufgabenbereich eines Traders gehören. Oft wurden Trader auch schlicht und einfach damit beauftragt, gezielt nach Software Ausschau zu halten, wenn diese im Rahmen der eigenen Gruppe oder für eine einzelne Person notwendig geworden war.
Der Job des Traders zählt heute noch in der Scene zu den riskantesten überhaupt. Ein durchschnittlich erfolgreicher Trader ist weltweit aktiv. Für einen Trader entsteht das Risiko, dass sein Name eines Tages bei einer Hausdurchsuchung auf der Mitgliederliste eines hochgenommenen Systems auftaucht.
Außerdem mussten Trader noch in Zeiten der Boards mit astronomisch hohen Telefongebühren rechnen, die durch die ständigen Anrufe rund um den Globus anfielen. Um Kosten zu sparen, waren Trader auf die Phreaker angewiesen. Ein Phreaker versorgte Trader mit gestohlenen Calling-Card-Nummern und suchte ständig nach neuen Methoden kostenfrei zu telefonieren (s. 3. Eintrag). Hierbei waren beide, sowohl Phreaker als auch Trader, dem hohen Risiko ausgesetzt, von der Polizei entdeckt zu werden. Diese Scener verkörperten das organisierte Vorgehen in seiner höchsten Form und bezeichnen sich daher auch heute noch als die absolute und unantastbare Elite. Jeder, der nicht einen bestimmten Bekanntheitsgrad innerhalb der Scene erlangt hat, wird von der Elite zu einem Unbekannten, zu einem Niemand erklärt.
Zugleich bildete dieses Verhalten jedoch einen Schutzwall, der für einen Elite-Systembetreiber unverzichtbar war. Wenn man sich den Aufwand und die Kosten, ein Board zu führen, bewusst macht, wird der Druck, unter dem die Betreiber standen, nachvollziehbar. Ein gutes Beispiel dafür war der Scener „Philtrust“, der Betreiber der „Central Europe“ der wegen der Größe und Bekanntheit seines Boards ständig damit lebte, dass ihm die Polizei auf die Schliche kommt. Daher zog er in seiner Stadt unzählige Male mit seinem Board um und nahm den ständigen Transport seines Equipments in Kauf. Nur so blieb er von einer Konfrontation mit den Hütern des Gesetzes verschont. Er schloss die Pforten von „Central Europe“ erst, als ihm die Lust umzuziehen verging.
Systembetreiber der selbsternannten Elite verbannten Mitglieder der Scene unverschont aus ihren Boards, wenn diese nicht ausreichend Erfahrung und Kompetenz in Sachen Piraterie mitbrachten. Selbst bei Missverständnissen gibt es für viele Systembetreiber keine Diskussion. Wer einmal aus einem Board verbannt wurde, konnte diesem oft nie wieder beitreten.
2. Bulletin Board Systems
Was ist ein Bulletin Board System?
Illegal pur: Boards
Wettrennen um Schwarzkopien
Interne Angelegenheiten
Die absolute Elite
Wie wurde man Mitglied?
Schwarze Schafe