Hackerland war das erste deutsche Buch in den 90er Jahren, das sich ausführlich mit der sogenannten Cracker Scene / Release Scene beschäftigte: Eine in den 80er Jahren entstandene Hacker-Subkultur, die sich zum Ziel gesetzt hatte jeden erdenklichen Kopierschutz in Software zu knacken und in Umlauf zu bringen.
Als das Buch erschien, war die Release Scene eine im Untergrund agierende und der Öffentlichkeit bislang nicht bekannte Subkultur. Der Gründer des Chaos Computer Clubs Wau Holland hatte persönlich die Existenz dieser Subkultur angezweifelt. Jahre nach seinem Tod und nach der Veröffentlichung von Hackerland hat der Chaos Computer Club die Existenz der Release-Szene schließlich bestätigt. Hintergrund dieser Entwicklung war, dass zunächst die Film- und Musikindustrie auf das Thema aufmerksam wurde. Durch die zahlreichen illegalen Verbreitung von Filmkopien im Internet, hatten sie zunächst den Endverbraucher im Visier gehabt und mahnten willkürlich zehntausende Nutzer ab. Erst viele Jahre später, ca. im Jahre 2005 und fast 15 Jahre nach Erscheinen von Hackerland, führten auch erste wissenschaftliche Ergebnisse zu der Erkenntnis, dass die Erstverbreitung nicht von den Verbrauchern, sondern von einer geheimen Hacker-Subkultur ausging. Diese hatten sich zu dieser Zeit bereits seit mehr als 25 Jahren zum Hobby gemacht, den Kopierschutz von Medien zu entfernen und führten untereinander ein Wettbewerb um die schnellste Kopie. Als schließlich auch das FBI sich das Thema annahm, wurde die Release Scene im Jahre 2005 auch in den Medien bekannt.
Weitere Bücher wie „Hackertales: Geschichten von Freund + Feind“, veröffentlichten frühzeitig im Jahre 2001 die Geschichten von einflussnehmenden Organisationen und Personen in diesem Geflecht. So war Hackertales zu diesem Zeitpunkt ebenfalls das erste Buch, das ein Interview Kim Schmitz (heute: Kim Dotcom) beinhaltete, als er noch nicht im Fokus der allgemeinen Medien stand. Ebenfalls ist auch die Geschichte von Günther von Gravenreuth zu finden, der als erster Anwalt in Deutschland sich der Gesetzeslücke der Abmahnung zum Vorteil gemacht hatte und somit den Trend der Abmahnungen in Deutschland einführte. Von Gravenreuth war auch der erste Anwalt in Deutschland, der in der 80er Jahren von der Existenz der Release Scene wusste. Er war auch die erste Institution, die ihre Ermittlungen gegen die Release Scene 30 Jahre vor dem FBI aufgenommen hatte.
Die Release Scene existiert noch bis heute und führt ihren Kampf gegen die Medienindustrie fort – und zwar auf Basis einer Hacker-Ethik, die seit den 50er Jahren existiert: „Alle Informationen müssen frei sein“. Trotz zahlreicher Hausdurchsuchungen und Verhaftungen ist es bis heute weder dem FBI noch den lokalen Ermittlungseinheiten gelangen, die Strukturen der Release Scene zu durchdringen.
Das Buch NO COPY vom gleichnamigem Autor Dr. W. Sen, hat im Jahre 2005 die Verflechtungen zwischen Hackern, Medien, Politik und der Informationsgesellschaft in Zusammenhang gebracht. Kurze Zeit später veröffentlichte der Autor und Informationswissenschafler Dr. Sen gemeinsam mit dem Journalisten und Informationsökonomen J. Krömer das Buch „Hackerkultur und Raubkopierer: Eine wissenschaftliche Reise durch zwei Subkulturen“. Der Autor ist noch bis heute selbst Mitglied der Release Scene, ist allerdings seit den 90er Jahren nicht mehr aktiv tätig.
Bestellen
In 2011 eine 4. ungekürzte Ausgabe als Revival im Social Media Verlag erschienen. Der Verlag existiert nicht mehr, doch diese Ausgabe ist noch bestellbar:
Inhalt von Hackerland
Vorwort zur 4. Auflage
1. Softwarepiraterie
Die ersten Schwarzkopierer
Der Cracker
Hand in Hand: Softwarefirmen und Schwarzkopierer
Der Schwarzhandel mit CDs
Schwarzkopien im Internet
2. Bulletin Board Systems
Was ist ein Bulletin Board System?
Illegal pur: Boards
Wettrennen um Schwarzkopien
Interne Angelegenheiten
Die absolute Elite
Wie wurde man Mitglied?
Schwarze Schafe
3. Der Phreaker
Das Prinzip des kostenfreien Telefonierens
Manipulieren der Telefonleitung: Blue Boxing
Gestohlene Nummern: Calling Cards
Telefonkartenbetrug
4. Die Szene und das Gesetz
Polizei, Gesetz und Gravenreuth
Agent Provocateur
Im Kreuzfeuer der Softwarefirmen
Das Strafverfahren
5. Die Kunst des Hackens
Der Mythos Hacker
Elektronischer Hausfriedensbruch
Maden im Internet
Bombenanschläge via EMail
Website Killer
Berufshacker
Etwas Sinnvolles tun, eine Bank überfallen
Sicher ist sicher!
Kreditkartenbetrug im Internet
Kryptographie
Wie werde ich zum Hacker?
Hacker im Visier der Justiz
6. Hauptsache Spaß
Vom Cracker zum Coder
Demos: Die elektronische Kunst
Wenn die Scene feiert
7. In Kontakt mit der Szene
„Eine Bande von Chaoten“
Internet als Treffpunkt
Anhang
Interview mit einem Phreaker
Interview mit Timelord
Interview mit sTEELER
Interview mit Uwe Fürstenberg (Software 2000)
Internet-Adressenverzeichnis
Lexikon
Nachwort
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