Während mittlerweile Microsoft Windows den Markt der Betriebssysteme dominiert,[1] war in den 1970er Jahren das Betriebssystem Unix an Universitäten weit verbreitet, welches damals noch von der amerikanischen Telefongesellschaft AT&T zum Selbstkostenpreis vertrieben wurde.[2]
Der Erfolg von Unix und die Verbreitung in den Hochschulen waren darauf zurückzuführen, dass AT&T als Telefonmonopolist aufgrund der Anti-Kartellgesetzgebung in den USA mit Software kein Geld verdienen durfte. 1974 wurde jedoch vom U.S. Department of Justice ein sogenanntes Antitrust-Verfahren gegen den Monopolisten eingereicht. Im Jahre 1984 traf die US-Regierung schließlich die Entscheidung, den amerikanischen Telefonriesen in sieben kleinere Unternehmen zu teilen. Die Zerschlagung von AT&T sollte die Konkurrenz auf dem Telefonmarkt beleben. Da nun AT&T als zerlegtes Unternehmen kein Monopol mehr darstellte, durfte es noch im selben Jahr sein Betriebssystem Unix über dem Selbstkostenpreis verkaufen. Der zunächst durch die kostenlose Verbreitung gewonnene Marktanteil an Universitäten entpuppte sich für den ehemaligen Telefonriesen als eine gewinnbringende Chance. Die Hochschulen waren längst vom Betriebssystem Unix abhängig geworden und ihnen blieb zunächst keine Alternative als die kostspieligen Lizenzen mit den restriktiven Nutzungsbedingungen zu akzeptieren. Aus den Kreisen der Hacker entstand jedoch eine Reaktion des Protests.
Der wohl bekannteste Vertreter einer Gegenbewegung zu proprietärer Software ist Richard M. Stallman. In den 70er Jahren war er Mitglied des Artificial Intelligence Laboratory (AI Lab) der Technischen Universität MIT.[3] Er ist der Meinung, dass eine gekaufte Hardware ohne die Erlaubnis die Software beeinflussen zu dürfen, für den Benutzer wertlos sei. Zu diesem Schluss kam er, als er eines Tages den Code des Druckertreibers eines Xerox-Druckers beim Hersteller anfragte und dieser aufgrund des Copyrights die Herausgabe verweigerte.[4] Die Tatsache, dass jemand eine Hardware herstellte, dann aber den Code der Software unter Verschluss hielt, ließ Stallman eine Antipathie gegen jegliche Art von Software-Copyright entwickeln. Er vertrat vielmehr die Ansicht, dass jegliche Kontrolle über eine Software beim Anwender liegen solle. Jede Einschränkung an der Software (so auch ein Kopierschutz) würde die natürlichen Rechte des Benutzers verletzten. Für Stallman sollte jemand, der im Besitz einer Software ist, die gleichen Rechte haben wie jemand, der einen Stuhl, einen Fernseher oder ein Auto erworben hatte. Der Benutzer soll demnach die Software auseinandernehmen, verändern, zerteilen, aber auch verkaufen dürfen.[5]
Auf dieser Annahme basierend und empört über die Vermarktungsmethoden der kommerziellen Softwareanbieter, kam er schließlich auf die Idee ein Betriebssystem zu programmieren, das seiner Ansicht nach komplett „frei“ sein sollte. Dabei unterschied Stallman „freie Software“ von „kostenloser Software“. In seinem Lizenzmodell darf freie Software durchaus auch verkauft werden. Im Grunde lässt sich seine Idee der Freiheit zusammenfassen auf die Formel: „Du darfst mit der Software tun und lassen, was du möchtest, denn sie ist frei„.[6]
Im dem Jahr, in dem AT&T begann, sein System Unix mit restriktiven Lizenzmodellen zu vermarkten, fing Stallman an, sein eigenes Betriebssystem zu entwickeln. Als Name verwendete er das rekursive Akronym GNU (für: GNU’s Not Unix). 1984 kündigte Stallman seine Stelle am MIT, um keine Rechte seiner Arbeit in irgendeiner Weise an seinen Arbeitgeber abtreten zu müssen. Um seinem Konzept für eine freie Software und insbesondere dem GNU-Betriebssystem mehr Bedeutung zu verleihen, verfasste er 1985 das GNU-Manifest. Dort erklärt er seine Motivation, ein freies Betriebssystem zu programmieren, auf folgende Weise: „Viele Programmierer sind mit der Kommerzialisierung von Systemsoftware unzufrieden. Es mag ihnen die Möglichkeit geben, mehr Geld zu machen, aber es zwingt sie gleichzeitig, andere Programmierer im Allgemeinen als Gegner anstatt als Kameraden zu betrachten. Der fundamentale Akt der Freundschaft zwischen Programmierern ist das Teilen von Programmen; derzeitige Vermarktungspraktiken verbieten Programmierern im Wesentlichen, sich gegenseitig als Freunde zu behandeln“.[7]
Auch wenn Stallmans Thesen von vielen Kritikern als anti-ökonomisch betrachtet werden[8], erkannte er schon in den 70er Jahren den Einfluss der Software auf die Gesellschaft. Heute übernimmt Software steuernde, überwachende, helfende und warnende Aufgaben in allen Bereichen unseres täglichen Lebens. Dabei ist Software im Grunde eine Ansammlung von Zahlen, die den meisten Menschen in Rohform unverständlich erscheint. Um diese zu verstehen, werden Hilfsmittel wie Betriebssysteme benötigt, die ebenfalls Software sind. Dabei sind Computernutzer auf die Produkte von Softwareherstellern angewiesen.
Der Idee Stallmans zufolge sollte jedoch der Nutzer selbst seine Gestaltungsräume individuell bestimmen können. Jeder Nutzer sollte die freie Entscheidung haben, welche Software er für welche Aufgaben benutzen möchte. Laut Stallman sollte er auch die Freiheit haben, mit dieser Software ganz nach Belieben umzugehen. In einem Interview mit dem Online-Magazin Telepolis gab Stallman zu bedenken: „1983 gab es auf einmal keine Möglichkeit mehr, ohne proprietäre Software einen sich auf dem aktuellen Stand der Technik befindenden Computer zu bekommen, ihn zum Laufen zu bringen und zu nutzen. Es gab zwar unterschiedliche Betriebssysteme, aber sie waren alle proprietär, was bedeutet, dass man eine Lizenz unterschreiben muss, keine Kopien mit anderen Nutzern austauschen darf und nicht erfahren kann, wie das System arbeitet. Das ist eine Gräben öffnende, schreckliche Situation, in der Individuen hilflos von einem ‚Meister‘ abhängen, der alles kontrolliert, was mit der Software gemacht wird“.[9] Die logische Schlussfolgerung für Stallman war GNU. Es sollte ein freies System sein, das von allen kopierbar und veränderbar war.[10]
Um den nötigen, finanziellen Rahmen für seine Unternehmung zu schaffen, gründete Stallman im Jahre 1985 die „Free Software Foundation“ (FSF). Der gemeinnützige Verein sollte zunächst die Quelle der Unterstützung für GNU werden.[11] Das Projekt wurde immer bekannter und innerhalb weniger Jahre fanden sich zahlreiche Anhänger. Schließlich beteiligten sich Unternehmen am Projekt und die FSF konnte neben vielen freiwilligen Programmierern auch einige feste Beschäftigte einstellen. Die Ideologie, die Stallman formuliert hatte, veranlasste Tausende Programmierer, ihre Programme ab sofort unter verschiedenen GNU-Definitionen kostenlos und „frei“ der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen.[12] Die FSF verfasst noch heute als Leitfaden mehrere GNU-Lizenzmodelle, wonach die „Freiheit der Software“ definiert wird.[13]
1. Einleitung
1.1. Einleitung
1.2. Zielsetzung
1.3. Abgrenzung
1.4. Aufbau
2. Begriffsdefinitionen
2.1. Netzkultur
2.2. Hacker
2.3. Hackerkultur
2.4. Informationsgesellschaft
2.5. Raubkopie
3. Hacker und Raubkopierer in der Informationsgesellschaft
3.1. Informationsgesellschaft
3.1.1. Geschichte der Informationsgesellschaft
3.1.2. Bedeutung der Informationsgesellschaft
3.1.3. Information als Wirtschaftsgut
3.2. Strukturen der Erstellung und Verbreitung von Raubkopien
4. Typen von Raubkopierern
4.1. Release-Szene
4.2. FXP-Szene
4.3. Filesharing-Nutzer
5. Verbreitungswege der Raubkopien
5.1. Warez
5.2. MP3z
5.3. Moviez
5.4. eBookz
6. Bild der Raubkopierer in der Öffentlichkeit
6.1. Raubkopierer in den Medien
6.2. Schadenszahlen in der Öffentlichkeit
7. Formulierung der Thesen
7.1. These A: Die heutige Informationsgesellschaft ist von der Hackerkultur geprägt.
7.2. These B: Raubkopien sind das Produkt einer von der Hackerkultur geprägten Gesellschaft.
7.3. These C: Raubkopierer handeln destruktiv.
7.4. These D: Raubkopierer betrachten Raubkopieren nicht als kriminelles Vergehen.
8. Entstehung der Hacker
8.1. Die ersten Hacker (ab 1955)
8.2. Faszination der Software (1960 – 1975)
8.3. Entstehung der Hackerkultur (1975 – 1980)
8.4. Erste Gruppierungen von Hackern
8.5. Kommerzialisierung der Hardware
8.6. Kommerzialisierung der Software
9. Entstehung der Raubkopierer-Szene
9.1. Entstehung der ersten Cracker (1982 – 1999)
9.2. Die erste Generation
9.3. Cracking Groups
9.4. Qualität der gecrackten Software
9.5. Mitgliederzahl der ersten organisierten Raubkopierer-Szene
9.6. Verbreitung der Raubkopien
9.7. Entwicklung der 2. Generation
10. Elemente der Netzkultur
10.1. Die Idee des Teilens von Software
10.2. Freie-Software-Bewegung
10.3. Open-Source-Bewegung
11. Selbstregulierung statt Kontrolle
11.1. Internet als dezentrales u. freies Netzwerk
11.2. Selbstregulierende Projekte im Internet
11.2.1. Wiki-Konzept und Wikipedia
11.2.2. Open Source Directory Project (ODP) und Weblogs
12. Hacker-Ethik
12.1. Feindbilder der Hacker
12.2. Feindbild IBM
12.3. Feindbild Post
13. Konstruktive Destruktion
13.1. Demontage
13.2. Verbesserung
13.3. Kreation
14. Fazit Netzkultur
15. Verhaltenspsychologische Aspekte
15.1. Motivationsfaktoren der organisierten Raubkopierer-Szene
15.2. Motivationsfaktoren der Gelegenheitskopierer
16. Zusammenfassende Bewertung der Thesen
16.1. These A
16.2. These B
16.3. These C
16.4. These D
17. Optionen der Rechteinhaber für einen wirksameren Umgang mit Raubkopierern
17.1. Juristische Mittel
17.2. Kopierschutzmaßnahmen
17.3. Illegale Download-Angebote
17.4. Öffentlichkeitsarbeit
17.5. Resümee
18. Fazit
Literaturverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Danksagung
[1] Vgl. N.n. 2005 (k), S. T2.
[2] Vgl. N.n. 2003 (a), S. 924.
[3] Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Richard_Stallman (Stand 1. Juli 2024).
[4] Pucher 2004, S.5.
[5] Vgl. Levy 1984, S. 329 ff.
[6] Ebd.
[7] Stallman 1985.
[8] Vgl. Heins 2001.
[9] Krempl 1999.
[10] Vgl. Stallman 1985.
[11] Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Free_Software_Foundation (Stand 1. Juli 2024).
[12] Vgl. Knop 2005, S. 16.
[13] Vgl. www.fsf.org.