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Die TV-Serie im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit

von Michael Scheyer

 

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Die Globalisierung ist kein vollkommen neues Phänomen. Bereits Anfang der 90er Jahre hat sich der Begriff in der deutschsprachigen Öffentlichkeit etabliert. Doch erst seitdem das Internet (theoretisch) jedem Menschen zur Verfügung steht und die Kommunikationskanäle sich seither bedeutend erweitert haben, bekam der Globalisierungsprozess nachvollziehbare und praktisch täglich aufs neue ersichtliche Dimensionen.

Mitte der 90er-Jahre etwa, mit dem Aufkommen des für die Allgemeinheit käuflichen Handheld-Computers, des Mobiltelefons und des Internets, wurden unvorstellbare Summen in den Ausbau von Kommunikationsnetzen investiert – ganz besonders stark in die Verlegung von Glasfaserkabeln. Diese Investitionsfreude, die ihre Kraft sicherlich aus dem angesprochenen Technikdeterminismus schöpfte, fand ihr Ende im März 2000 als die Dotcom-Blase platze.

Was zu dem damaligen Zeitpunkt noch kaum jemand bemerkte, war, dass fast die gesamte Welt quasi über Nacht miteinander vernetzt wurde. Die Vernetzung der Welt war sozusagen ein Begleiteffekt der Spekulationsblase. Diese zufällige Vernetzung ist der Grundbaustein für das heutige Informations- und Kommunikationszeitalter. Die Entwicklung der digitalen Kommunikationstechnologien ermöglichte es jedem Mensch auf multidimensionale Weise in Kontakt zu treten mit jedem anderen Menschen (Email, Telefon, Handy, SMS, etc.) – und dies auf sehr kostengünstige Weise.

Ein Breitband-Internetanschluss und eine Flatrate ermöglichen außerdem auch die Teilhabe am fast kompletten Wissen der Welt. Öffentlich zugängliche Datenbanken wie die Wikipedia-Enzyklopädie machen das Wissen der Welt permanent und kostenlos abrufbar. Andere Datenbanken wie die ganz neue Europeana machen darüber hinaus auch Kultur und Geschichte jederzeit und an jedem Ort abrufbar. Und die unglaubliche Menge von täglichen Zugriffszahlen zeigen, dass das Wissen tatsächlich auch angerufen wird. So gehört die Wikipedia-Enzyklopädie zu den weltweit meistbesuchten Webseiten.

Das Internet ist ein Massenkommunikationsmedium, das jedoch im Vergleich zu allen vorherigen Massenmedien in zwei Richtungen funktioniert. Vom Sender zum Empfänger und umgekehrt. Da über das Internet theoretisch nur geringe Kosten notwendig sind, um eine große Anzahl von Menschen zu erreichen, kann jeder Mensch an den Kommunikationsströmen teilnehmen. Deshalb entstanden unzählige Blogs, Vlogs, Informationsportale, etc.

Es ist also unzweifelhaft der Fall, dass die Kommunikationsmöglichkeiten sowie die Informationsmöglichkeiten der Internettechnologie auf ein soziales Bedürfnis stießen und die Gesellschaft für immer nachhaltig veränderten. Es ist theoretisch jedem Menschen möglich, an der Kommunikation und an der Wissensgestaltung und -konservierung teilzunehmen, und die Praxis zeigt, dass dies auch der Fall ist. Das Internet war ein für die Globalisierung unumgängliches Instrument und ließ die unterschiedlichen Kulturen weltweit näher zusammenkommen als das vorher je der Fall war.