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Die TV-Serie im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit

von Michael Scheyer

 

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Aufgrund ihres enormen Erfolges in den vergangenen Jahren und den gut zu beobachtenden Resonanzfaktoren, kann man davon ausgehen, dass die TV-Serie als Medienprodukt in Zukunft eine große Rolle als Indikator von technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen spielen wird.

Dies zeigt auch die Studie der Pariser Agentur Mediamétrie: Die TV-Serie ist mittlerweile das am meisten gesehene fiktive Medienprodukt in den meisten Ländern der Welt. Von den fiktionalen Inhalten im Jahr 2006 waren 64 % serielle Produkte. Im Jahr 2005 hatten TV-Serien nur einen Anteil von 50 %.

Der Vorteil einer TV-Serie gegenüber einem Spielfilm ist die langfristige Beobachtungsmöglichkeit. Die Rezeption und die Technologienutzung sind nicht an punktuelle Phänomene gebunden, sondern können über längere Zeiträume beobachtet werden, abhängig von der Anzahl von Episoden und Staffeln. Gegenüber Spielfilmen sind TV-Serien außerdem viel flexibler was die Anpassung an neue Rezeptionsformen angeht. Die Spielfilmenrezeption ist stärker gebunden an klassische Formen wie das Kino oder das Fernsehen. TV-Serien können sich durch Verkürzung der Spieldauer wesentlich besser an mobile Rezeptionsformen anpassen – zum Beispiel an den Konsum auf tragbaren Multimediaplayern. Die Einzelepisoden können aufgrund geringerer Datenmengen auch besser und schneller übertragen und ihrer Kürze wegen auch einfach so "zwischendurch" angesehen werden.

Man muss annehmen, dass die Rezeption von TV-Serien sich in Zukunft durch sämtliche Rezeptionformate durchziehen wird und dass sich die Industrie auf Serienprodukte konzentrieren wird. Der Erfolg der TV-Serie in Zusammenhang mit neuen Rezeptionstechnologien ließ eine neue Art der TV-Serienrezeption entstehen: Das fast endlose cineastische Vergnügen auf dem heimischen Sofa.